Durchs Dahner Felsenland und „uff die Dahner Höh“
Nachdem zumindest die Älteren von uns geh- und wandermäßig ihre Kondition durch gutes Training und Wandertour-Vorbereitung verbessert haben, soll es diesmal ins Dahner Felsenland gehen, auf Burgen und Berge und zum Schluß dürfen die Jungfrauen unter uns den „Jungfernsprung“ hinunterhüpfen (zumindest gedanklich).
Dahn, das Zentrum des „Dahner Felsenlandes“, im Zentrum des Wasgaus, liegt idyllisch im Tal der Wieslauter und ist von herrlichen roten und gelben Buntsandsteinfelsen umgeben. Das Städtchen liegt mitten im Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen. Das Dahner Felsenland kann sich rühmen, eine der eindrucksvollsten Buntsandstein-Felslandschaften Deutschlands zu sein.
Dahn wurde als „Thanne“ im Jahr 1148 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte ursprünglich zur Herrschaft der Ritter von Dahn. Nach dem Aussterben des Rittergeschlechtes kam der Ort 1603 unter die Oberhoheit des Bischofs von Speyer und zu dem Schenk von Waldenburg. Dahn entwickelte sich schon mit Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer ländlichen Kleinstadt mit Verwaltungsfunktion. Heute ist der 1963 zur Stadt erhobene Ort und seit 1973 als Luftkurort staatlich anerkannt, das Zentrum des Dahner Tales. Dahn bietet mit rund 700 Gästebetten Übernachtungsmöglichkeiten in gepflegten Hotels, Gaststätten, Privathäusern und Ferienwohnungen. Dahn ist Sitz eines Schulzentrums mit Realschule plus und Gymnasium, einer Grundschule, einer öffentlichen Bücherei und zweier Kindertagesstätten. Dahn hat mit der „Felsenland-Klinik“ ein psychotherapeutisches Angebot, ist Sitz einer Sozialstation, verschiedener Seniorenresidenzen und der Station des Notfalleinsatzfahrzeuges, Ärzte, Zahnärzte, Heilpraktiker und Masseure und ein Dialysezentrum mit angegliedertem Ärztehaus sind ebenso vorhanden wie mehrere Apotheken. Dahn ist Sitz verschiedener Ämter und Behörden wie der Verbandsgemeindeverwaltung, dem Forstamt Wasgau, einer Außenstelle des „Landesbetriebes Mobilität Rheinland-Pfalz“, einer Straßenmeisterei, einer Nebenstelle der Arbeitsagentur und einem Notariat. Also: hier wird außer „Wald, Weck und Wein“ einiges geboten.
Zu Dahn gehört auch der Ortsteil Reichenbach mit unserem Hotel „Ferienbahnhof Reichenbach“, das wir bereits auf der Pfalzwanderung 2023 kennengelernt haben und das ich wegen des im Hotel eingebauten Triebwagen-Zuges besonders originell finden. Direkt gegenüber vom Hotel, auf der nördlichen Seite der Eisenbahngleise befindet sich das Restaurant „Altes Bahnhöfl“, wo uns gutes Essen und eine reichhaltige Küche erwartet.
Unsere diesjährige Tour beginnt am Kurpark Dahn. Hier erfahren wird alles was man wissen muß (durch sieben Informationstafeln) über das Leben des Pfälzer Sagenvogels – der Elwetritsche.
Die Elwetritsch (auch Elwetrittche, Elwedritsch, Ilwedritsch; in der Mehrzahl Elwetritsche(n); in (pseudowissenschaftlichem) Latein 'bestia palatinensis') ist ein vogelähnliches Fabelwesen, von dem in Südwestdeutschland und vor allem in der Pfalz berichtet wird. Die Elwetritsch ist als lokale Entsprechung zu Fabelwesen anderer Regionen anzusehen, wie dem bayerischen Wolpertinger oder dem thüringischen Rasselbock. Elwetritschen werden als im weitesten Sinne hühnerähnlich beschrieben. Allerdings heißt es, sie könnten ihre Flügel kaum gebrauchen, weshalb sie sich überwiegend im Unterholz oder unter den Rebstöcken aufhalten müssten. Manchmal werden Elwetritschen auch mit einem Hirschgeweih abgebildet, ihr Schnabel wird oft als sehr lang dargestellt. Sinne hühnerähnlich beschrieben. Allerdings heißt es, sie könnten ihre Flügel kaum gebrauchen, weshalb sie sich überwiegend im Unterholz oder unter den Rebstöcken aufhalten müssten. Manchmal werden Elwetritschen auch mit einem Hirschgeweih abgebildet, ihr Schnabel wird oft als sehr lang dargestellt. Elwetritsche werden um Mitternacht gefangen. Man benötigt einen Sack, eine Tüte Salz (das im Sack ausgestreut wird) und eine Taschenlampe, um den Elwetritsche den Weg in den Sack zu weisen. Eine sehenswerte Darstellung der Elwetritsche befindet sich am Elwetritsche-Brunnen im Klemmhof in Neustadt/Weinstraße, geschaffen von dem pfälzischen Bildhauer Prof. Gernot Rumpf (Photos im Internet). Dort können sich die Interessierten informieren, auch über die Fangmethoden bei der Elwetritsche-Jagd.
Der Weg führt von hier zur denkmalgeschützten Kapelle St. Michael, einem spätgotischen Rechteckbau. Die Kapelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den neu errichteten Soldatenfriedhof integriert und ist Gedenkkapelle für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs, auf dem über 2400 Kriegstote des 2. Weltkrieges ihre letzte Ruhestätte fanden. In der Kapelle befindet sich eine Tafel mit den Namen aller hier beigesetzten gefallenen Soldaten. Der erste namentlich genannte Soldat ist bereits 1938 ums Leben gekommen, also lange vor Kriegsbeginn. Die aufgeführte Person ist wohl als Soldat der Wehrmacht im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Westwall zu Tode gekommen.
Von St. Michael geht’s auf bequemen Waldwegen hinauf (nur ca. 120 Höhenmeter) zu den Dahner Burgen (323 m auf dem Schloßberg gelegen), der größten Burganlage der Pfalz. Die drei Dahner Felsenburgen Alt-Dahn, Grafendahn und Tanstein stehen südöstlich des Ortes auf fünf in einer Reihe liegenden Felsenriffen, die durch tiefe Spalten unterteilt sind.
Die ältesten Teile
der größten Burgenanlage der Pfalz stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die auf freistehenden steilen Felsen erbaute Dreierburg ist eine typische Wasgauburg mit in Fels gehauenen Kammern, Treppen und
Gängen. Die drei Burgen wurden nahe beieinander, aber nicht gleichzeitig unter Ausnutzung von fünf nebeneinander stehenden Felsen auf dem langgestreckten Rücken des Schlossbergs
errichtet. Mehrere Generationen des Dahner
Rittergeschlechts waren damit befasst, wobei sich die Bauzeit über fast zwei Jahrhunderte erstreckte: Tanstein (im Südwesten) als älteste Burg stammt vom Anfang
des 12. Jahrhunderts, Altdahn (im Nordosten) vom Anfang und Grafendahn (in der Mitte) vom Ende des 13. Jahrhunderts.
Eine ausführliche Beschreibung der Burgengruppe befindet sich bei: Hermann, Walter: Auf rotem Fels (Leinfelden 2004), S. 30-37.
Nach Besichtigung der Dahner Burgen führt uns der Weg über den Zimmerfels, an Erfweiler vorbei, zum Römerfelsen mit seiner tollen 360° Aussicht und von dort weiter durch den Wald zum berühmten Jungfernsprung. Dieser ist ein ein steiler Felsen am Westgrad des 296 m hohen Vogelsbergs, dessen Nebengipfel er darstellt. Der Jungfernsprung ist das Wahrzeichen der Stadt Dahn.
Die Sage vom Jungfernsprung, deren meistverbreitete Version von dem Heimatschriftsteller August Becker (1857) stammt, berichtet:
Einst ging eine Jungfrau in den Dahner Wald, um Beeren zu pflücken. Weitab von den Häusern trat plötzlich ein Mann aus dem Dickicht. Nach einer Variante der Sage war es der als Raubritter „Hans Trapp“ verschriene Burgherr Hans von Trotha vom nahegelegenen Berwartstein, der sich anschickte, der Jungfrau die Unschuld zu rauben. Darum raffte sie die Röcke und begab sich auf die Flucht, doch der Unhold kam ihr immer näher. In ihrer Panik achtete die Verfolgte nicht auf den Weg. So stand sie mit einem Mal keuchend auf der vorspringenden Ecke des Felsens und sah tief unten die Häuser des Ortes liegen. Ohne zu überlegen, stürzte sich die Jungfrau in den Abgrund. Und nun geschah das Wunder: Weil ihre Röcke sich aufbauschten und sie langsam nach unten schweben ließen, überstand sie den Sprung völlig unverletzt. An der Stelle, wo ihr Fuß auftraf, sprudelt seither eine Quelle.
In der Sage nicht überliefert ist das weitere Schicksal von Jungfrau und Unhold, indessen waren mit dieser Erzählung die Steilheit des Felsens und die Existenz der Quelle für das vormalige Informationsbedürfnis ausreichend erklärt. Die Erzählung geht auch nicht darauf ein, dass Hans von Trotha überhaupt kein Raubritter war, zumal der Begriff erst zum Ende des 18. Jahrhunderts geprägt wurde.
Eine ähnliche Version der Sage gibt Franz Weiß in seinem Gedicht wieder, das ebenfalls um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand. Darin ist der Unhold ein lüsterner „Jäger“, und die von diesem verfolgte Jungfrau ruft die Gottesmutter um Schutz an, ehe sie „muthig“ den Sprung in die Tiefe wagt. Und tatsächlich, eine Schar von Engeln begleitet sie, während sie „leichten Fluges“ hinabschwebt.
Vereinzelt haben Maler sich inspirieren lassen, den dramatischen „Jungfernsprung“ bildlich festzuhalten. Dabei stand offenbar immer die Vorstellung vom Fallschirmspringen Pate, wobei die gebauschten Röcke des Mädchens eine optische Deutung des „Wunders“ ermöglichten und zugleich ein attraktives Malereiobjekt darstellten.
Über die Sage hinaus spekuliert Friedrich Konrad Bruckner (1801–1851), der Felsen habe zu früheren Zeiten möglicherweise als Gerichtsplatz für Gottesurteile gedient, bei denen junge Frauen ihre Jungfräulichkeit nachzuweisen hatten.
Nach dem wir den Felsenpfad hinunter gegangen sind, kehren wir zum Kurpark und den Autos zurück.
Zum Abschluß der Vorbemerkungen will ich Euch an einen Vers im „Pfalzlied“ der Gruppe „Die anonyme Giddarischde“ (für die Hochdeutsch-sprachigen: „Die anonymen Gitaristen“) erinnern, das die Dahner Höhe in Lyrics wiedergibt.
Warscht du ämol uf de Kalmit, oder uf de Dahnerhe
Hoscht du emol ome Herbschdag moins de Newwel steige seh
Bischt mol barfuß durch die Wieß gerennt, oder unner Bäm
Dich bloß hiegeleht die Ache zu un efach bloß geträmt
Des wer alles nix besonnres sagscht du un du mischt jetzt geh
Weil es gäb auser de Palz jo a noch onneres zu seh
Sicher hoscht du recht wonn du sagscht dass ders onnerschtwu a gfallt
Awwer onnerschtwu is onnerscht, und halt net wie in de Palz
auf Hochdeutsch:
„Warst du einmal auf der Kalmit, oder auf der Dahner Höh'
Hast Du einmal an einem Herbsttag morgens die Nebel steigen sehen
Bist mal barfuß durch die Wiese gerannt, oder unter Bäumen
Dich bloß hingelegt[,] die Augen zu[,] und einfach bloß geträumt
Das wär' alles nichts Besonderes sagtest du und [Du] müsstest jetzt gehen
Weil es gäb' außer der Pfalz ja noch anderes zu sehen
Sicher hast du recht[,] wenn du sagst[,] dass es dir anders Wo auch gefällt
Aber anderswo ist anders, und halt nicht wie in der Pfalz.
Tourbeschreibung:
1. Tourverlauf:
Kurpark Dahn, Kapelle St. Michael, Dahner Schösser, Römerfelsen am Hochberg, Jungfernsprung, Kurpark Dahn
2. Tourlänge :
9,8 km
3. Treffpunkt:
10:00 Kurpark Dahn (s.t. = sine tempore)
4. Abmarsch:
10:15
5. Tourende:
16:00
6. Streckentechnische Anmerkungen:
mittel und einigermaßen altersgemäß mit Ausnahme des Abstiegs vom Jungfernsprung nach Dahn
7. Hinweis an die Nichtwanderer:
Burgschänke Burgengruppe Alt-Dahn (geöffnet ab 11:00 Uhr).
Die Wartezeit ab unserem Abmarsch kann verbracht werden im „Golfheisel im Kurpark“ mit Minigolfanlage (für die Golfer)
Die Schlossstraße (K 40) führt zum Schlossberg hinauf. Unterhalb der Burg befindet sich ein Wald-Parkplatz. Auf einem mäßig ansteigenden asphaltierten Weg erreicht man nach etwa 300 Metern die Burgen. Dort treffen die Wanderer nach ausführlicher Burgbesichtigung ca. 12:30 – 13:00 Uhr (geschätzt) an.
8. Treffpunkte zum Schmaus und Braus:
wir treffen uns:
am Freitag 28.9.2024 (Vorglühen): um 18.00 in Dahn-Reichenbach “Restaurant „Altes Bahnhöfl“. Adresse: An d. Reichenbach 6, 66994 Dahn
am Samstag 29.9.2024: um 18:00 Restaurant Wasgauperle.
Adresse: Goethestraße 14, 66994 Dahn
Zum Schluß:
Jetzt sind hoffentlich „alle Spatze gefang“ und „err wisse Bescheid“ - „uff gut pälzisch“