Eberhard Ref

 

Von Mühlen und Müllern in Ebertsheim

 

In: Pfälzisch-rheinische Familienkunde. - 19 = 69 (2020), Seite 369-392. - Illustrationen

 

Ebertsheim, im äußersten Norden des Landkreises Bad Dürkheim im historischen Leiningerland am Eisbach gelegen, besteht heute aus den Ortsteilen Ebertsheim und Rodenbach.

 

Die fränkische Siedlung Eberolfesheim wurde erstmals 768 im Lorscher Codex genannt 1. Der Ort ist wesentlich älter, wie Funde aus der Latènezeit und der Römerzeit belegen. Am Ort vorbei führte auf dem südlichen Hochufer des Eisbachtals die Römerstraße ins römische Eisenberg, deren Teilstück, der heute nach Mertesheim führende Holzweg 2, erhalten ist.

 

Ebertsheim gehörte bereits im frühen Mittelalter zur Grafschaft Leiningen, bei der es bis zur französischen Revolution verblieb. Über frühe Herrschaftsrechte der Leininger fehlen urkundliche Nachrichten. Ein Stück Ackerland von 29 Morgen und zumindest die Hälfte des Zehnten gehörten zum Burglehen Neuleiningen und gingen vom Hochstift Worms zu Lehen 3. Das Patronatsrecht schenkte Graf Friedrich IV. von Leiningen 1305 dem Kloster Höningen 4.

 

Im Hesso'schen Besitzverzeichnis von 1467 ist Ebertsheim als Eigengut der Grafen von Leiningen bezeichnet 5.

 

Das Dorf war lutherisch und gehörte bis 1604 zur lutherischen Pfarrei Quirnheim. Kirchenbücher sind ab 1695 vorhanden. Bereits in der Kirchenschaffnei-Rechnung des Klosters Höningen wurde 1578 ein lutherischer Pfarrer in Ebertsheim erwähnt 6.

 

 

Mühlen:

In Ebertsheim gab es zwei Mühlen, deren ältere - die Obermühle - bereits im im frühen 16. Jh. bestand. Zum Ortsteil Rodenbach gehört die Kronenmühle, über die an anderer Stelle berichtet werden wird.

 

Wie sich aus der Flurkarte von Ebertsheim von 1735 7 ergibt, teilte sich der Eisbach westlich des Dorfes am sog. „Abschlag“, östlich der Gemarkung „Herrschaftswiesen“. Der nördliche Arm des Baches floß ungefähr im heutigen Bachbett, während der südliche Arm (heutige Wassergasse) als Mühlgraben die beiden Ebertsheimer Mühlen antrieb. Beide Arme vereinigten sich hinter der Dorfmühle wieder.

 

 

Flurkarte Ebertsheim von 1735 (LA Speyer W1/371, 3-5):

Die Karte zeigt oben den „Alten Eisbach“ und unten den „Mühlenbach“, links die Obermühle, rechts die neuerbaute Untermühle. Unterhalb der Untermühle fließen Eisbach und Mühlenbach wieder zusammen.

 

 

 

 

 

- Obermühle, Schwormenmühle, auch Zehntenmühle, Alte Mühle, Dorfmühle, Altmühle:

Sie ist die ältere der beiden Mühlen in Ebertsheim. Die Obermühle lag zwischen Eisbach und Mühlgraben (heutige Wassergasse) am westlichen Ortsrand 8, im heutigen Anwesen Wassergasse Nr. 10. Im 20. Jh. befand sich hier der Bauernhof Baum 9.

 

 

Das Anwesen Baum in der Wassergasse, die ehemalige „Schwormenmühle“: unter dem vorderen Teil des Hauses floß der Mühlkanal und trieb das Mühlrad an 10
 

 

In der Flurkarte von Ebertsheim 1735 ist die Mühle eingezeichnet 11. Karl Th. Wahl - der Verfasser der Ortsgeschichte von Ebertsheim - kennt als Müller auf der Obermühle lediglich den Johann Heinrich Wagner. Er meint unzutreffend: „Die vorherigen Besitzer sind nicht bekannt“ 12 .

 

Die Mühle bestand bereits vor 1538. In diesem Jahr kommt es zur „Temporal-Bestands-Verleihung der Muhle in Ebertsheim auf 10 Jahr“. Weiter heißt es: „Doch daß die Unterthanen nicht klagen, alles Bauholz soll inn den Herrschaftl: Waldungen dazu gelieffert werden“ 13. Offenbar war die Mühle renovierungsbedürftig, wozu Bauholz benötigt wurde.

 

Im Knoch'schen 14 Repertorium der leiningisch-westerburgischen Akten heißt es unter dem Datum 25.2.1605: „Müller zu Ebertsheim wolle nicht neben der Land-Frohn die Brennholz-Frohn verrichten, welche der Müller zu Mertesheim Dencgirts [?], welcher doch ein Mit Beständer des Ramser Hoff-Guthes seye“ 15. Der Name des Ebertsheimer Müllers ist in den Akten nicht genannt.

 

1610 gab es Streit um das Bannrecht bzw. die Höhe der Erbpacht der Obermühle Ebertsheim. Dazu heißt es heißt es im Knochschen Repertorium: „... der beyden Müller zu Mertesheim und Ebertsheim Supplic, müßen nebst einem Schwein Jährl: 30 Mltr Mühlen Pfacht abstatten. Beschweren sich über die Bruchmühle 16, welche ihnen großen Abtrag thue und nur 12 Mltr entrichte, bitten letztern keine Bann Gäste aufzunehmen oder den Mühlen Pfacht zu verringern.“ 17

 

1612 ergeht „des Schultheißen Bericht über beyde Mühlen [Anm. d. Verf.: zu Quirnheim-Tal und Ebertsheim], solten das Mahlwerck in besserem Standt erhalten.“ 18

 

Über die dunklen Jahre des Dreißigjährigen und der nachfolgenden Kriege des 17. Jahrhunderts schweigen die Akten. Erstmals 1696 wird wieder ein Müller in Ebertsheim genannt.

 

Zwischen 1696 und 1701 war Wendel Schäffer als Müller in Ebertsheim. Schäffer stammte aus Ramstadt im „Darmstädtischen“ und heiratete am 25.5.1696 im Kerzenheim die Maria Margaretha Brand 19. Aus der Ehe stammen die in Ebertsheim geborenen Kinder Anna Magdalena Schäffer (~ 17.2.1697 Ebertsheim), Johann Philipp Schäffer (~ 16.11.1698 Ebertsheim) und Johann Carl Schäffer (~ 4.7.1700 Ebertsheim - † 24.4.1701 ebd. ) 20.

 

Ab 1702 wird Johann Martin Krieger als Müller in Ebertsheim urkundlich genannt 21. Seine Herkunft und sein Verbleib sind bisher nicht geklärt. Möglicherweise handelt sich bei ihm um den früheren Müller auf der Guthausmühle bei Baumholder. Dieser Hans Mar­tin Krieger (Nov. 1670- † 29.4.1715) war Müller beim Gutleutehaus bei Baumholder und hatte sich vor 1700 verheiratet 22.

 

Im luth. Kirchenbuch Ebertsheim wird Johann Martin Krieger am 21.10.1702 als Pate bei der Taufe der Tochter des Christoffel Lim­burger erwähnt, dessen Eltern im Haus des Ebertsheimer Schultheißen, Michael Vollmer, Unterschlupf gefunden hatten 23. Johann Martin Krieger war verheiratet mit Maria Barbara NN 24. Aus der Ehe stammen die Söhne Johann Peter Krieger (geb. 10.10.1706 Ebertsheim 25 - † 14.5.1709 ebd.), Johann Henrich (geb. 7.9.1710) und Johann Georg Krieger (~ 3.4.1709 Ebertsheim - † 29.5.1709 ebd.) 26.

 

Auch 1707 wird Martin Krieger als Müller in Ebertsheim genannt. Gegen ihn wurde 1707 vor der leiningischen Regierung in Grün­stadt durch den Müller auf der Bruchmühle in Quirnheim-Tal, Hanß Nickel Werle, Klage erhoben 27. Hierin ist ausgeführt, daß dem „Antecessori“ [Anm. d. Verf.: = Vorgänger] des Müllers Krieger durch die leiningische Regierung verboten worden war ... [Anm. d. Verf.: der Gegenstand des Verbotes ist aus der Akte nicht ersichtlich]. Die letzte Nennung des Müllers Krieger in Ebertsheim stammt vom 20.3.1711, wo er als Pate im luth. KB aufgeführt ist 28.

 

Als sein Nachfolger wird ab 1711 im luth. Kirchenbuch Ebertsheim genannt der Johann Conrad Bendinger, „des Müllerhandwercks u. Bürgers Zu Ebertsheim“. Auch seine Herkunft ist unsicher. Wie die bei den Taufen seiner Kinder genannten Taufpaten vermuten lassen, stammt er möglicherweise aus dem Raum Idstein 29.

 

Johann Conrad Bendinger war mit einer Maria Ursula NN. verheiratet. Aus der Ehe stammen die Kinder Johann Peter Bendinger (~ 23.10.1711 Ebertsheim), Johann Leonhard Bendinger (~ 9.12.1713 Ebertsheim), Johann Jacob Bendinger († 26.10.1725 Ebertsheim), Maria Barbara Bendinger (geb. 10.4.1716), Anna Dorothea Bendinger, Anna Catharina Bendinger, Maria Margretha Bendinger (∞ 25.7.1736 mit dem Schuldiener in Ebertsheim Johann Adam Voltz) und Anna Margaretha Bendinger (∞ 11.2.1727 Ebertsheim mit dem Schneidermeister aus Asselheim, Johann Jacob Franck) 30.

 

Nach dem Tod des Müllers Bendinger ( 26.10.1719 Ebertsheim 31) wurde die Mühle von dessen Witwe Maria Ursula Bendinger weiterbetrieben. Diese beschäftigte wohl zum Betrieb der Mühle den Müller und Becker Johann Philipp Schäffer (Scheffer) (~ 16.11.1698 Ebertsheim 32; Sohn d. Müllers Wendel Schäffer). Schäffer (meist als Scheffer genannt) war mit Anna Katharina NN. ver­heiratet und ließ am 5.4.1722 in Ebertsheim seine Tochter Maria Christina Scheffer taufen. Johann Philipp Scheffer, „Gemeinsmann, Becker u. Müller zu Ebertsheim“ wird auch am 25.2.1724 in Ebertsheim als Pate genannt. Am 27.5.1725 läßt der „BeckerMeister u. Müller zu Ebertsheim“ Johann Philipp Scheffer seinen Sohn Johann Michael taufen. 1726 wird er nur noch als „Beckermeister zu Ebertsheim“ genannt, ebenso bei der Taufe seines Sohnes Johann Georg Scheffer (geb. 13.3.1727 Ebertsheim, ~ 16.3.1727 ebd.) 33.

 

Am 9.10.1721 heiraten in Ebertsheim der Müllerssohn Johannes Weigand (Sohn des Müllermeisters in Asselheim, Jonas Weigand u. Anna Sybilla NN. 34) die Müllerstochter Anna Dorothea Bendinger, Tochter des verstorbenen Müllermeisters in Ebertsheim, Johann Conrad Bendinger 35. Weigand und seine Frau übernahmen die Obermühle in Ebertsheim.

 

Aus der Ehe Weygand/Bendinger stammen folgende Kinder: Maria Margretha Weigand (geb. 20.6.1722 Ebertsheim, ~ 24.6.1722 ebd), Johann Valentin Weigand (geb. 1.1.1724 Ebertsheim, ~ 6.1.1724 ebd.), Anna Margretha Weigand (geb. 21.1.1726 Ebertsheim, ~ 23.1.1726 ebd) 36.

 

1745 waren die Eheleute Johannes Weygand und Anna Dorothea Bendinger Eigentümer der Obermühle wie auch der neu errichteten Dorfmühle in Ebertsheim. Sie erhielten vom St. Guido-Stift Speyer ein Darlehen über 2000 fl und bestellten dafür am 5.4.1745 eine Hypothek an ihrem Grundbesitz in Ebertsheim, darunter an ihren beiden Mühlen in Ebertsheim, sowie an weiteren landwirtschaftli­chen Grundstücken in Ebertsheim 37. In der Urkunde sind die beiden Mühlen in Ebertsheim beschrieben:

a) eine Mahlmühl samt selben Gebau und Garten oben dem Dorf zwischen dem Pfarrgut gegen Wald und gegen Rhein ...gelegen (Anm.: es handelt sich nach der Lagebeschreibung um die Obermühle) (in der heutigen Wassergasse)

b) eine neu erbaute weitere Mahlmühle bishero unter Wörth und Dorf gelegen samt daran liegendem Garten nach der zeitlichen Be­forchung taxiert wie aus geworfen (Anm.: es handelt sich nach der Lagebeschreibung um die Dorfmühle) (n der heutigen Eduard-Mann-Straße)

 

Aus der Ehe Weygand/Bendinger stammt der oben erwähnte Sohn Valentin Weygand (geb. 1.1.1724 Ebertsheim, ~ 6.1.1724 ebd.) 38. Zwischen diesem und seinen Eltern, dem Mül­ler Johannes Weygand und der Anna Dorothea NN kam es 1766 zu einer Übergabe der Dorfmühle und Teilung des Weygandischen Mühlenbesitzes in Ebertsheim 39. In der Urkunde der gräflich-leiningischen Kanzlei Grünstadt vom 17.9.1766 40 heißt es u.a.: „Da das anfänglich von Johannes Weigand und deßen Ehefrau entliehene Capital ... unter denselben und seinem längst verstorbenen Sohn Valentin Weigand ... dergestalt verteilt worden, daß erster [Anm. d. Verf.: der erstgenannte ist Johannes Weygand] 1200 fl auf der einen Mühle (Anm.: die Obermühle) behalten, letzter aber (Anm.: Valentin Weygand) mit der ihm von dem Vatter abgetretenen Dorfmüle 800 fl übernommen ...“. 41

 

Die Eheleute Weygand waren nicht in der Lage, die Hypothek zu bedienen, weshalb es u.a. zur Versteigerung ihres Mobiliarvermö­gens 42 und zum Verkauf der Obermühle kam.

 

Ab 1761 war Johann Nickel Hertel der Müller auf der Obermühle in Ebertsheim. Jedoch auch dieser kam finanzielle Schwierigkeiten und hatte sich bei der Übernahme der Mühle übernommen. In einem in Ebertsheim am 21.3.1764 gefertigten Aktenvermerk, der in Abschrift erhalten ist, heißt es: „Da des verschuldeten Johann Nickel Hertels dahier [Anm.: in Ebertsheim] gelegene Mahlmühle mit zugehörigem Haus, Scheuer, Stallung, Garten[,] Wieß u. Feld am 7ten dieses, auf vorgängige hinlängliche Publication und genaueste Taxation in ... Steigung gebracht, damals aber solche fruchtlos versucht worden [Anm. d.h. bei der Versteigerung der Mühle wurde kein ausreichender Erlös erzielt]; zwischen dieser Zeit hingegen verschiedene Liebhaber dafür im Ort bey Hochgräfl: Kanzley sich angemeldet: So hat man vor nötig erachtet, deshalb eine nochmalige Particular-Steigung anzustellen ...“. Hierbei erwarb der Johann Heinrich Wagner die Mühle für 1001 Gulden 43.

 

Aber auch Johann Heinrich Wagner kam in finanzielle Schwierigkeiten, da die Mühle offenbar einen zu geringen Ertrag erwirtschaf­tete und das erforderliche Eigenkapital fehlte. In einem Aktenvermerk des gräflich-leiningischen Canzlei-Actuars J[ohannes ] Ilgen 44 vom 16.12.1766 heißt es: „... und dann der Mülen-Steigerer Johann Heinrich Wagner von Ebertsh: aus seinem Steigschilling Rest noch 222 fl Capital u. Zins schuldig ist, dieser nach seinen Angaben nach ... um ein Moratorium gegen seinen Gläubiger ... nachgesucht ...“ 45. Darauf fordert der Stiftskeller des St. Guidostifts in Speyer mit Schreiben vom 23.1.1767, dem Schuldner Wagner eine Nachfrist zu setzen und im Falle des fruchtlosen Verstreichens die Versteigerung der Mühle durchzuführen. 46

 

Das Verfahren zog sich immer länger hin, auch nachdem durch die gräflich Altleiningen-Westerburgische Kanzlei am 28.11.1767 dem für die Vollstreckung zuständigen Schultheiß und Gericht von Ebertsheim eine Strafe von 50 Reichstalern angedroht worden war 47. Im Januar 1768 wurde von der Gläubigerin die Zahlung eines Kostenbeitrags für das Verfahren gefordert. Außerdem wurde dieser aufgegeben, eine aktuelle Forderungsaufstellung vorzulegen 48, nachdem der Schuldner Wagner behauptet hatte, er „wäre ja kein Xer mehr schuldig“ 49. Der Streit zog sich wegen der „immensen Köstenforderung“ des Stiftskellers Stahlhöffer weiter hin, auch nachdem die Hauptforderung nebst Zinsen beglichen war 50.

 

Die Mühle blieb bis 1773 im Eigentum des Johann Heinrich Wagner, dann erfolgte 1773 der Verkauf an Heinrich Weigand 51. Im Beedbuch von Ebertsheim 1773 ist „Johann Henrich Wagner des Gerichts“ als Eigentümer der Flur 5/20 eingetragen: „Eine Mahl Mühle samt Hofraith und Garten , vor dem Dorf gelegen [beforcht] nach Rhein selbsten, nach Wald =Pfarr Witthum“ 52. Im gleichen Beedbuch von 1773, S. 356 heißt es: „Henrich Weigand [hat] 1773 von Henrich Wagner erkauft, fol. 158: Eine Malle samt Hof und Garten vor dem Dorf gelegen ...“ 53.

 

Bereits 1781 wird die Mühle von Henrich Wagner, der auch die Untermühle in Ebertsheim betrieb, an Heinrich Gebels 54 veräußert. Im Beedbuch von Ebertsheim ist 1781 eingetragen: Heinrich Gebels 1781 von Henrich Weygand erkauft Eine Malmüle samt Hofrait und Garten vor dem Dorf gelegen ...“ 55. Dieser Heinrich Gebels 56 verkaufte die Obermühle 1797 an seinen Bruder Leonhard Goebels 57.

 

Am 20.2.1807 kaufte der in Mannheim wohnende Bankier Hirsch Levy Hohenemser 58 mit notariellem Kaufvertrag, abgeschlossen vor dem Notar Moré 59 in Grünstadt, die Mühle in Ebertsheim von dem Müller in Ebertsheim Leonard Goebels. Der Bankier Hohe­nemser verkaufte die Mühle - offenbar ein Spekulationsobjekt - bereits wenige Monate später mit weiterem notariellen Kaufvertrag, abgeschlossen vor Notar Nicolay in Frankenthal am 30.7.1807, registriert am 18.9.1807, an Henry Pfeiffer, Eigentümer in Ungstein weiter. Dieser Kaufvertrag wurde aufgehoben durch Urteil des Civil Tribunals von Speyer vom 10.1.1811. Der Bankier Hohenemser verkaufte die Mühle daraufhin erneut am 1.5.1811 durch notariellen Vertrag, abgeschlossen vor Notar dem Moré in Grünstadt, an Johann Philipp Schworm, Müller aus Offstein. Die Mühle verfügte über zwei Mahlgänge, Hof Stallung, Garten, Brandweinbrennerei und war gelegen in Ebertsheim am Ende des Dorfes und umgeben mit einer Mauer. Der Verkauf erfolgte gegen Zahlung eines Kaufprei­ses von 8812 Francs bzw. 4700 Gulden deutschen Geldes. Ausweislich des Kaufvertrages war bei Vertragsabschluß anwesend die Mutter des Käufers Catharina Elisabetha geb. Walter, Witwe des Adam Schworm, zu seinen Lebzeiten Müller in Offstein, und der Müller in Offstein Georg Decker, die sich beide selbstschuldnerisch für die Zahlung des Kaufpreises verbürgten, sowie die Zeugen Lazare Emanuel, Handelsmann aus Obrigheim und Daniel Graeber, Händler in Grünstadt 60.

 

Mit dem Verkauf an den Müller Schworm kehrten ruhigere Zeiten auf der Obermühle ein. Philipp Schworm ist auch im Grundsteuer­kataster Ebertsheim von 1841 als Eigentümer der „zu Dorf“ gelegenen Obermühle eingetragen, bestehend aus Wohnhaus, Mahlmühle mit 2 Mahlgänge, einer Schälmühle und Scheuer unter einem Dach, Stallung und Brennhaus, Schweineställe und Hofraum 61. Auch die Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842 nennt den Müller Philipp II Schworm als Eigentümer von: „Die Obermühle im Dorf: die Dorfmühle genannt ... Dorfmühle: Wohnhaus mit Mahlmühle mit zwei Mahl- u. einem Schälgang, Scheuer mit zwei Ställen, Schweinestall ...“ 62.

 

Johann Philipp Schworm verstarb in Ebertsheim am 19.12.1856 im Alter von 67 Jahren 63. Auf ihn folgte sein Sohn Philipp Schworm (geb. 7.4.1814 Ebertsheim) 64. Er heiratete am 2.7.1857 in Ebertsheim in Ebertsheim die aus Albsheim a.d. Eis 65 stammende Müllerstochter Elisabetha Krauß (Tochter des † Georg Ludwig Krauß († 11.9.1852 Albsheim a.d. Eis 66, Müllers auf der Kraußmühle, und Maria Philippina Lauer [† 15.6.1851 Albsheim a.d. Eis, alt 55 J. 67]) 68.

 

1857 wurde am Reff der Mühle Schworm die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden und in der Folge, nach polizeilicher Er­mittlung, gegen Elisabetha Happersberger aus Ebertsheim am 5.9.1857 ein Prozeß wegen Kindestötung vor dem Assisengericht Zweibrücken durchgeführt und diese zum Tode verurteilt. Dem Urteil lag folgender Sachverhalt zugrunde: Am 26.6.1857 fand der Mühlbursche des Müllers Schworm von Ebertsheim, morgens zwischen 5 und 6 Uhr, beim Ausputzen des Reffs am Wasserhaus der Mühle, die Leiche eines neugeborenen Kindes. Das Kind war bei der Geburt, nach dem Befund der ärztlichen Untersuchung, lebens­fähig gewesen und nach der Geburt erstickt worden. Der Verdacht fiel sofort auf Elisabetha Happersberger, deren Schwangerschaft im ganzen Ort bekannt war, den diese aber versucht hatte zu verheimlichen. Man fand bei der polizeilichen Untersuchung eine fri­sche Spur, die von der oberhalb der Mühle gelegenen Behausung der Eltern der Angeklagten an den nahegelegenen Bach führte. In der weiteren Untersuchung gestand die Happersberger, nach anfänglichem Leugnen, ein Kind geboren zu haben, dieses sei jedoch tot geboren worden, weshalb sie es in den Bach geworfen habe. Diese Schutzbehauptung war jedoch, durch die ärztliche Untersuchung der Kindesleiche, widerlegt 69.

 

Nach einem späteren Vermerk in der Besitzstands- und Steuer-Musterrolle von Ebertsheim von 1842 wurde die Obermühle 1860/61 von Philipp II Schworm an den Schuhmacher Johannes Lang (offenbar pachtweise) übertragen 70.

 

Philipp Schworm verstarb am 3.4.1885 Ebertsheim im Alter von 71 Jahren 71. Er vererbte die Mühle an seine Tochter Karoline, die 1885 den Holzhändler Theodor Abresch aus Neustadt heiratete. Dieser verpachtete die Mühle samt 60 Morgen Ackerland an den aus Mertesheim stammenden Johannes Groß, der mit einer geborenen Steinmetz aus der Brunnengasse (heute Eduard Mann Straße) in Ebertsheim verheiratet war. 1923 wurde der Besitz an den Landwirt Otto Baum für 65 Billionen Reichsmark verkauft. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Mühle schon längere Zeit nicht mehr betrieben. Das Anwesen ging später auf den Sohn Karl Baum über 72.

 

Die Wassergasse in Ebertsheim von Westen mit Eisbachkanal, links „Mühle Baum“ um 1900 73

 

 

 

- Dorfmühle, Neue Mühle:

im Beedbuch I (1773-1806) von Ebertsheim ist unter Nr. 2/4, S. 117 eingetragen: „Eine Mühle im Dorf, samt Hofraith und Garten, beforcht nach Sonn die Eißbach, nach Pfrimm die alte Bach, nach Wald Henrich Stein, nach Rhein die Gemeind“. Als Eigentümer ist im Beedbuch vermerkt das St. Guidonis-Stift zu Speyer 74.

 

Die Mühle ist um 1735 erbaut worden. Sie wird 1745 als „ neu erbaute weitere Mahlmühle bishero unter Wörth und Dorf gelegen“ bezeichnet 75. Die Dorfmühle lag am östlichen Dorfrand von Ebertsheim in der früheren Kellergasse, später Brunnengasse und heutigen Eduard-Mann-Straße. Sie war Erbbestandsmühle des im Jahr 1030 gegründete St. Guidonis-Stift in Speyer 76. Schon in der Flurkarte von Ebertsheim 1735 ist die Mühle eingezeichnet 77.

 

Die Mühle war noch Ende des 18. Jh. Erbbestandsmühle des St. Guidonis-Stifts in Speyer 78.

 

1745 werden die Eheleute Johannes Weygand und Anna Dorothea Bendinger als Betreiber der Obermühle in Ebertsheim wie auch der Dorfmühle genannt. Sie erhielten vom St. Guido-Stift Speyer ein Darlehen über 2000 fl und bestellten dafür eine Hypothek an ihrem Grundbesitz in Ebertsheim, darunter an ihren beiden Mühlen in Ebertsheim, sowie an weiteren landwirtschaftlichen Grundstücken in Ebertsheim 79.

 

In der Hypothekenurkunde ist die Dorfmühle beschrieben 80:

eine neu erbaute weitere Mahlmühle bishero unter Wörth und Dorf gelegen samt daran liegendem Garten nach der zeitlichen Be­forchung taxiert wie aus geworfen“ [Anm. d. Verf.: es handelt sich nach der Lagebeschreibung um die Dorfmühle].

 

Wie sich aus einer Urkunde der gräflich-leiningischen Kanzlei Grünstadt vom 17.9.1766 81 bezüglich einer, ursprünglich auf den beiden Mühlen lastenden Hypothek zugunsten des St. Guido-Stiftes Speyer ergibt, kam es zwischen Valentin Weygand und seinen Eltern, zu einer Teilung des Mühlenbesitzes und der darauf lastenden Forderung. Hierbei haben die Eheleute Johannes Weigand die Obermühle behalten, während die Dorfmühle auf den Sohn Valentin Weygand übertragen wurde. In dieser Urkunde von 1766 heißt es u.a.: „Da das anfänglich von Johannes Weigand und deßen Ehefrau entliehene Capital ... unter denselben und seinem ... Sohn Valentin Weigand ... dergestalt verteilt worden, daß erster [Anm. d. Verf.: der erstgenannte ist Johannes Weygand] 1200 fl auf der einen Mühle [Anm. d. Verf.: die Obermühle] behalten, letzter aber [Anm. d. Verf.: Valentin Weygand] mit der ihm von dem Vatter abgetretenen Dorfmüle 800 fl übernommen ...“. 82

 

Nachdem Valentin Weygand († 29.4.1756 Ebertsheim 83) verstorben war, heiratete dessen Witwe Catharina Elisabetha Frankfurter (Tochter des Bäckermeisters und Kirchenältesten in Westhofen Johann Henrich Frankfurter) am 2. Advent 1756 in Ebertsheim den Müller Johann Adam Bogen 84. Der Copulationseintrag im luth KB Ebertsheim vom 2. Advent 1756 lautet: „1756 d II. Advent nachmittags ward praevia proclamatione trina nach erlangter Special Erlaubnis in der Stille dahier in der Alten Mühle [Anm.: auch als Obermühle oder Schwormenmühle bezeichnet] praesentia Johann Henrich Frankfurters BeckerMeisters u: Kirchenältester in Westhofen u: Johannes Bogens, bürgerl Einwohners in Albsh [Anm.: Obrigheim-Albsheim] an der Eis als der beyden Väter in den Stand christl Ehe eingesegnet Johann Adam Bogen, Müller, mit Catharina Elisabetha weyl Valentin Weygands nachgelassener Wit­tib.“ 85. Johann Adam Bogen übernahm aufgrund seiner Hochzeit die Dorfmühle in Ebertsheim.

 

1757 wird in Ebertsheim urkundlich erwähnt, die „Valentin Weigandische Mühle“ 86. Im Zusammenhang mit der Hypothek, welche der Müller in Ebertsheim Johannes Weygand für ein erhaltenes Darlehen 1745 zugunsten des St. Guido-Stiftes in Speyer erteilt hat, wird in einer durch den gräflich leiningischen Aktuar Johannes Ilgen 87 1770 erstellten Forderungsaufstellung vermerkt, daß ein Abtrag der Darlehensschuld in Höhe von 40 fl erfolgt ist: „Endl: von dem auf der Valentin Waigandischen Mühle haftenden Capital ad 800 fl vom 6ten april 1756 biß dahin 1757 ad 1 Jahr ….. 40 [fl] 88. Und unter dem 18ten May 1757 der gleichen Urkunde ist unter Nr. f) eine weitere Abzahlung in Höhe von 40 fl vermerkt: „Die von Johann Adam Bogen alß Besitzer der Valentin Waigandischen Mühle ... d: 18ten May 1757 abgezahlt 40 [fl].“

 

In einem Liquidationsprotokoll vom 17.11.1762, im Zusammenhang mit der Abtragung der Darlehensschuld der Eheleute Johannes Weigand, heißt es 89: „Vormalig Valentin Weigandische Wittib und nunmehrige Johann Adam Bogische Ehefrau“.

 

In einer weiteren Urkunde vom 17.9.1766 90 ist die Reihenfolge der Müller aufgezählt: „... die bisherigen Besitzer der Valentin Weigandischen Müle Johann Adam Bogen, Georg Ziegler, und jetzigen Inhaber Frankfurter ...“. Es handelt sich bei dem letztgenannten um Georg Frankfurter, wohl einem Bruder der Catharina Elisabetha Frankfurter, Witwe Weygand, nunmehr verh. Bogen.

 

In einem weiteren Aktenvermerk schreibt der gräflich-leiningische Canzlei-Actuars J[ohannes ] Ilgen am 16.12.1766: „.So ist mir auch befohlen worden, den dermaligen Inhaber der vormalig Valentin Weigandischen Müle, Georg Frankfurter zu Ebertsheim, wegen dessen auf seiner müle haftenden schuldig Capitals … anzuklagen ..“ 91. In der Antwort der Hochgräflich Altleiningen Westerburgi­schen Canzley Grünstadt von 8.1.1767 heißt es: „...gegen den jetzigen Inhaber der vormalig Valentin Weigandischen Müle Georg Frankfurter zu Ebertsheim ...“ 92. Bereits im Beedbuch I) von Ebertsheim (1773-1806) ist Georg Franckfurter 93 nicht mehr als Eigen­tümer der Dorfmühle eingetragen; er besitzt in Ebertsheim 1773 kein Haus mehr, sondern nur noch verschiedene Äcker und einen Garten 94.

 

In einer am 27.1.1770 von dem Aktuar Ilgen gefertigten Aufstellung über die Forderung des St. Guido-Stiftes und die geleisteten Teilzahlungen wird für die Zeit vom 6.4.1756 bis 1757 eine Zahlung „für 1 Jahr“ in Höhe von 40 fl verbucht aus dem „auf der Valentin Waigandischen Mühle haftenden Capital ad 800 fl.“ 95. Das Verfahren zog sich immer länger hin, auch nachdem durch die gräflich Altleiningen-Westerburgische Kanzlei am 28.11.1767 dem für die Vollstreckung zuständigen Schultheiß und Gericht von Ebertsheim eine Strafe von 50 Reichstalern angedroht worden war 96, nachdem diese wohl untätig geblieben waren.

 

Am 24. März 1772 97 verkaufte das St. Guido-Stift in Speyer die Dorfmühle in Ebertsheim an den Ebertsheimer Bürger Michael Gutekunst. In einer in Abschrift vom 22.11.1784 erhaltenen Urkunde 98 heißt es: „Das St. Guidons Stift in Speyer verkaufte eine Ihme Nov [die] Mühle zu Ebertsheim einem in der Altleiningisch Westerburger Grafschaft liegenden Dorf pro 1050 fl im Monat Märtz 1772 an den daselbstigen Bürger Michel Guten Kunst, hierauf wurden ... bezahlt dem 21. Märtz 1772 700 fl, verblieben also im Rückstand 350 fl ...“.

 

Im ältesten Beedbuch von Ebertsheim 1773 ist dieser Michael Gutekunst als Eigentümer von Äckern, Wiesen und „Eine[r] Mahl­mühle im Dorf, samt Hofraith und Garten“ genannt 99.

 

Dieser Michael Gutekunst ist der Bruder des Johannes Gutekunst ( 13.3.1774 auf der Neumühle oberhalb Asselheim mit der Anna Maria Fatticher 100), der um 1775 Müller in Asselheim auf der „Neuen Mühle“, d.h. der Neumühle oberhalb von Asselheim war. Auch Michael Gutekunst kam in finanzielle Schwierigkeiten, blieb den Restkaufpreis der Mühle schuldig und wanderte schließlich über Wien nach Galizien aus 101. Die Mühle wurde daraufhin versteigert. Im Beedbuch von Ebertsheim ist 1779 vermerkt: „Mathes Meier 1779 von Michel Gutekunst ersteigt: Eine Malmüle im Dorf samt Hofrait und Garten [,] nach Sonn die Eißbach, nach Pfrimm die alte Bach [,] nachm Wald Henrich Steinmetz [,] nach rhein Lehen-Gut“. Ferner ist vermerkt: „Nota. Von diesem Schatzungs Capital ad 100 fl gibt der Gulden wie die Obermüle ... 3X Schatzung mithin 5fl.“ Der Name „Mathes Meier“ ist in der Urkunde durchgestrichen und vermerkt: „modo Kriegsrath Verges“. Auch der letzte Name ist gestrichen und vermerkt: „Konrad Ebel“ 102.

 

Am 1.2.1785 schreibt der Amtskeller des Klosters St. Guido in Speyer an die fürstbischöflich-speyerische Kanzlei 103: „Zu unserer größten Verwunderung haben wir aus dem von Hofgerichts Rath Staub communicierten Kanzlei=protocular Auszug vom 2ten Xber vorigen Jahrs die bedrückliche Lage unseres Schuldners Michel Gutekunst und deßen Mühl Käufers Mathias Meyer zu Eberts­heim ersehen ...Gleichwie wir nun in Erfahrung gebracht haben, daß der kurpfälzische Kriegs Commissarius Tit. Rath Verges 104 zu Mannheim dem Mathias Meyer auf seine Mühle und Güter ein Capital von 1000 fl geliehen ... Euer hochlöblichen Kanzlei ist aber ex actis hinlänglich bekannt, daß unser Stift schon im Jahr 1779 gegen den Müller Michel Gutekunst wegen rückständigen Mühl Kauf Schilling geklaget habe, und selbigen laut der Anlage Sub Nro 1et 2 Terminus ad liquidandum anberaumt worden sei. Diese Liquidati­on kam auf besagte adjuncti Sub Nro 3 unterm 8t 9ber nemlichen Jahrs wirklich zu stande, und bliebe uns gedachten Gutekunst wegen der an ihn im Jahr 1772 verkauften, aber nicht ganz bezahlten Mühle einen Kauf Schillings Rest von 285 fl 32 Xr schuldig. Derselbe verkaufte aber bald darauf seine Mühle an Mathias Meyer, und versprach den darauß an uns noch rückhaftenden Kauf Schilling von den Meyerischen Kauf Geldern ... entrichten zu wollen, welchem Handel wir nur unter dem ... [Anm.: Bedingung], daß uns auf ge­melte Mühle wegen unserer Forderung ein vorzügliches Recht vorbehalten sein sollte, genehmigt, und auch eine hochlöbliche Kanz­ley dem Stift sein habendes Pfand Recht in alle Weege unbeschränkt zu belaßen ... hat. Als aber dennoch keine Bezahlung erfolgte, habe man sich ... im Jahr 1782 zu weiterem Klag Führen genötigt ... und dem Beklagten nun abermalige Zahlungs Frist von 14 Tagen unter Betrohung der Mühl Versteigerung anberaumt und auf die von Herrn Hofrath Brand 105 [Anm. d. Verf.: Ludwig Brand, gräflich-leiningisch-westenburg. Hofrat und Kanzleidirektor von 1775-1793 in Grünstadt 106] gleich hernach ... weiterer Aufstand gestattet worden ist. Nachdem aber auch diese fruchtlos blieb, hat man von Seiten des Stifts an wohl gedachten Herrn Hofrath Brand unterm 6ten April 1782 und 1ten März 1783 wiederholt um Zahlungs Hilfe und Versteigerung des Unterpfands angerufen, ohne bishero darauf mit einer ... Antwort bedacht worden zu sein. Aus dieser actenmäßigen Geschichts Erzählung ist also ... klar erwießen, daß uns in Rücksicht des noch ... [bestehenden] Gutenkunstischen Kauf Schillings auf die befragliche Mühle ein vorzügliches Pfand Recht zu­stehe, und wir noch vor der an Tit: Hof: Verges ausgefertigten Hypotheque ... befriediget werden müßen, als Mathias Meyer nicht ... das volle Eigenthum dieser verkauften Mühle erlangen konnte, bis erst der darauf noch gehaftete Gutenkunstische Kauf Schillings Rest berichtiget wäre und unserem Stift diese Schuld Jure Separationis proherentialiter verabfolget werden muß.“

 

Der Streit um die Frage des Vorrangs der Kaufpreisrestforderung gegenüber der Hypothek zu Gunsten des Hofrats Verges zog sich weiter hin. Am 15ten gbris 1784 teilt die kurfürstliche Hohe Regierung in Mannheim mit, daß sie es für erforderlich halte, zur weiteren Sachaufklärung eine Kommission nach Grünstadt zu entsenden. Dieser Aktenvermerk gelangte aus unbekannten Gründen erst am 20 gbris 1789 zu den Akten des Hochstifts Speyer. Der weitere Verlauf der Angelegenheit ist den erhaltenen Unterlagen nicht zu entnehmen, die Sache ging wohl in den Wirren der Revolutionskriege unter.

 

Am 6ten Vendemaire 9ten Jahrs [der französischen Republik = 28.9.1800) und am 15ten Nivose 9tes Jahr [= 5.1.1801] wendet sich der Müller Heinrich Weigand an die Präfektur des Departement Donnersberg und erinnert an die Beantwortung einer Petition“ vom 2ten Ergänzungstage Alten Jahrs der Republik“. Am 15ten Nivose 9ten Jahres (= 5.1.1806) schreibt er erneut: „Zufolge Ihres Befehls vom 3ten frimaire diesen Jahres (= 13.12.1798) gestatteten Sie mir 2 Decaden Zeit um meinen Bestandsbrief zu produzieren. Ich war wäh­rend dieser Zeit schon einige Male in Mannheim, wo dieser Bestandsbrief sich in den Händen der Famille Verges (Anm.: der kurpfäl­zische Rat in Mannheim Johann Baptist von Verges) befindet, konnte aber denselben, aller angewandten Mühe ungeachtet, bißher noch nicht antreffen.“ Dem Müller wurde antragsgemäß Fristverlängerung bewilligt. Am 9ten Germinal des Jahres 9 (=30.3.1806) teilt die Präfektur Mainz auf „la petition du Citoyen Weygand fermier temporaire du Moulin“ (= auf den Antrag des Bürgers Weygand, Temporalbeständer der Mühle) mit, daß die Pacht von 15 Malter Korn, die er unter dem alten Regime als Wasserfallzins gezahlt hat, nach republikanischen Recht abgeschafft ist. Zugleich wird darauf verwiesen, daß der Eigentümer „Mr de Verges Conseiller de l'Electeur Palatin nunmehr eine Jahrespacht von 15 Florin fordert 107.

 

Im Zuge der französischen Nationalgüterveräußerung wird die dem Herrn Verges aus Mannheim gehörende Mühle am 19. Pluviose l'an X als „freigegebenes Emigrantengut“ durch Herrn Bauer aus Deidesheim erworben 108, nachdem zuvor die Beschlagnahme der Güter des kurpfälzischen Kriegsrats Verges in Ebertsheim 1802 durch die Administration du Comissaire général aufgehoben worden war 109.

 

Die Mühle ist im Mühlenverzeichnis des kgl. Bayerischen Bezirksamts vom 15.12.1817 erfaßt 110 und weist 2 unterschlächtige Wasserräder auf.

 

In der Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842 ist der Müller Jakob Schiffer u.a. als Eigentümer eingetragen „Im Dorf: die Dorfmühle genannt ... Dorfmühle: Wohnhaus mit Mahlmühle mit zwei Mahl- u. einem Schälgang, Scheuer mit zwei Ställen, Schweinestall ...“ 111.

 

Dieser Jakob Schiffer, Müller „dahier“ in Ebertsheim war der Sohn des Müllers in Kleinkarlbach Wilhelm Schiffer 112 u. dessen Ehefrau Anna Maria Louis 113. Er heiratete am 23.2.1843 in Ebertsheim m. Barbara Metz aus Baalborn (Tochter des Ackersmanns in Baalborn Johannes Metz u. Philippina Schaefer) 114. Jakob Schiffer ist der Enkel des Müllers auf der Schiffermühle in (Ogrigheim-)Albsheim Jakob Schiffer und Elisabeth geb. Wittner 115. Dieser ältere Jakob Schiffer wurde 1819 vom Assisengericht Zweibrücken zu einer Haftstrafe von 4 oder 5 Jahren wegen "Sprengung der Lotterie" bzw. wegen Weinpanscherei 116 verurteilt. Er ist ein Neffe des gleichnamigen Jakob Schiffer (14.3.1811 - † 1869) der Müller in Großkarlbach, Obrigheim-Albsheim (Schiffermühle) und später Unternehmer und Bankier in Grünstadt war 117.

 

Jakob Schiffer betrieb die Neue Mühle zunächst als Mahl- und Sägmühle. Er erhielt am 19.9.1854 vom Landkommissariat Frankenthal die „königliche Erlaubnis, die Dorfmühle in eine Stärkefabrik umzuwandeln 118. Unter Jakob Schiffer ging die Dorfmühle in der späteren Papierfabrik auf.

 

 

 

 

 

- Papiermühle; Papierfabrik Ed. Mann & Co.; Alte Papierfabrik:

Die Papierfabrik entstand auf dem Gelände der früheren Dorfmühle unter Jakob Schiffer, der schon 1842 Eigentümer der Dorfmühle genannt wurde 119.

 

Zwar ist 1776 im Beedbuch von Ebertsheim erwähnt der Johannes Schwartz „auf der Papiermüle“. Handschriftlich ist später daneben mit Bleistift notiert „Crutz“ 120. Bei Wahl 121 wird zur selben Fundstelle hierzu angegeben „Bernhard Crutz, Papiermühle". Beide Nennungen beziehen sich jedoch nicht auf die spätere Papierfabrik Ebertsheim, sondern auf die Papiermühle am Eisbach (auch Würzmühle, später Stabel'sche Mühle) 122 westlich von Mertesheim.

 

Jakob Schiffer hatte die frühere Dorfmühle zunächst in eine Knochenmahlmühle und (Kartoffelmehl-)Stärkefabrik umgewandelt. Mit dem aus Lautersheim stammenden, in Grünstadt ansässigen Kaufmann Philipp Leonhard Mann 123 gründete Jacob Schiffer 1861 unter dem Firmennamen 'J. Schiffer' die spätere Papierfabrik, die aus Teilen der alten Mühle bestand, verbunden mit einem Neubau. Diese Papiermühle trug dann den Firmennamen 'Schiffer und Mann'.

 

1864 werden im „Handels- und Adressbuch für die Pfalz unterschieden 124:

a. Schiffer, Gebrüder. Papier und Pappendeckelfabrik in Ebertsheim. Inhaber: Jacob Schiffer, Fabrikant in Ebertsheim und Georg Schiffer, Rentner in Neustadt.

b. Schiffer & Mann. Kartoffelmehlfabrik in Ebertsheim. Inhaber: Jacob Schiffer, Fabrikant in Ebertsheim und Philipp Leonhard Mann, Kaufmann in Grünstadt.

 

Nach dem Tod des Jacob Schiffer kam es am 13.10.1869 vor dem Notar Machwirth in Grünstadt zu einer Erbteilung und zur Auflö­sung der bestehenden ehelichen Gütergemeinschaft mit Barbara Metz 125. Hierin heißt es zu den Familienverhältnissen: „... auf Ansu­chen von 1) der obengenannten Frau Wittwe Schiffer, 2) Georg Schiffer, Rentner in Neustadt wohnhaft, handelnd in eigenem Namen, ferner als Bevollmächtigter von Maria Schiffer und Carl Schiffer, beide ohne Gewerbe, in Kleinenkarlbach wohnhaft, und emanci­pierte Minderjährige, ... und als Bevollmächtigter von Jacob Schiffer ... in Broklyn, im Staate New York .. wohnhaft ... und amtlich als Kurator der obengenannten ... Maria Schiffer und Carl Schiffer, 3) Carl Schiffer, Hammerschmied in Ebertsheim wohnhaft und 4) Heinrich Schiffer, Müller in Ziegelhausen bei Heidelberg.“

 

Der Nachlaß bestand u.a. in einer Mühle, „wie sie der Erblasser erworben hat zufolge Akts des königlichen des königlich Notärs Wagner“ am 2.9.1842. Diese Mühle war ursprünglich eine Mahlmühle und wurde nach und nach in eine Papiermühle umgewandelt, wobei aber ein Theil der neu aufgeführten Anbaulichkeiten auf errungenschaftlichem Grund und Boden gestellt worden ist, und weil eine Trennung der verschiedenen Fabrikgebäuden, welche ... zum Theil auf persönlichem Grund und Boden des Erblassers und zum Thei­le auf errungenschaftlichen Grund und Boden stehen nicht möglich, war so haben ... die Experten [Anm. d. Verf.: Jacob Thomann Bürgermeister und Gastwirt in Ebertsheim, Carl Scheffel, Zimmermann in Grünstadt und Conrad Hugler, Maurer in Eisenberg] die gan­ze Fabrik für untheilbar erklärt, worauf dieselbe dann abtheilungshalber versteigert wurde zufolge Protocolls ... des Notärs vom 30.9.1869, und es wurden daraus erlöst 39500 Gulden. .... durch Philipp Leonhard Mann, Kaufmann in Grünstadt ...“ 126.

 

Philipp Leonhard Mann führte die Papierfabrik nunmehr allein weiter. Sein Sohn Sein Sohn Eduard Moritz Mann (4.12.1857 Grün­stadt - † 3.4.1927 Ebertsheim) arbeitete seit 1873 als 17­jähriger in der Papierfabrik in Ebertsheim, bis er' nach zwei Jahren 1875 ans Polytechnikum in Zürich ging, um sich zum Papiermacher ausbilden zu lassen. Währenddessen übernahm nach dem Tod des Vaters 1876 sein ältester Bruder Heinrich Maria Mann die Leitung der Papierfabrik. Nach Abschluß der Ausbildung am Polytechnikum arbei­tete Eduard Mann in einer Papierfabrik in Aschaffenburg, um Berufserfahrung zu sammeln. Dort erlitt er einen Unfall, als er sich in der Walzenpartei der Papiermaschine einen Finger quetschte und acht Wochen arbeitsunfähig war. Um nicht untätig zu bleiben, entschloß er sich zu einer Studienreise nach Nordamerika, in die damalige "Welthauptstadt der Papierindustrie" in Holyoke / Massachusetts, aus der unerwartet ein mehrjähriger Aufenthalt wurde. Dieser brachte ihm gründliche Fachkenntnisse und die Bekanntschaft mit seiner künftigen Frau Cornelie Stursberg, deren Vater August Stursberg in Holyoke eine Tuchfabrik besaß 127.

 

 

 

 

1880 kehrte Eduard Mann nach Deutschland zurück, und übernahm die Leitung der Papierfabrik als Geschäftsführer, während sein Bruder Heinrich Maria Mann das väterliche Geschäft in Grünstadt übernahm. Eduard Mann fand schließlich die Möglichkeit seine Mutter und Geschwister auszuzahlen, nachdem ihm sein Schwiegervater August Stursberg ein - hochverzinsliches Darlehen - gewährt hatte, der zugleich zum Stillen Teilhaber der Papierfabrik wurde. Die Firma lautete deshalb ab 30.4.1887: 'Ed. Mann & Co.

 

Eduard Mann baute den Betrieb um und brachte diesen auf modernen technischen Standard. 1888 wurde eine neue Papiermaschine mit einer Arbeitsbreite 1,60 m (Hersteller Gebr. Hemmer, Neidenfels) aufgestellt und die Jahresproduktion von 200 Tonnen/Jahr (1962) auf 450 Tonnen (1888) gesteigert. Durch weitere technische Investitionen konnte die Produktion bis 1900 auf 1750 Tonnen und bis 1914 auf 2800 Tonnen weiter gesteigert werden. Aufgrund des 1. Weltkrieges und er anschließenden schlechten wirtschaftli­chen Lage in Deutschland gingen die Geschäfte stark zurück. Infolge des passiven Widerstands der Pfalz gegen die französische Herrschaft 1923 mußte die Firma wegen Ausfalls der Eisenbahntransporte für neuen Monate stillgelegt werden 128. Eduard Mann wurde wegen seiner führenden Tätigkeit im Widerstand anschließend mit dem Titel Kommerzienrat ausgezeichnet.

 

Eduard Mann war ein sozial denkender Mann. 1896 wurde eine Fabrikkrankenkasse eingerichtet. 1898 errichtete die Firma einen Kindergarten für Kinder der Mitarbeiter, der bis in die 1980er Jahre als „Eduard und Cornelie Mann Wohlfahrtstiftung“ bestand und dann im Wege der Schenkung mit Gebäuden und Grundstücken auf die Ortsgemeinde übertragen wurde. Es wurde eine betriebliche Altersversorgung gegründet, die noch in der 1970er Jahren eine, wenn auch geringe Rente an die früheren Mitarbeiter zahlte.

 

Eduard Mann starb 1927. Die Nachfolge übernahm sein Schwiegersohn Hauptmann a.D. Wilhelm Ziegler. Er konnte während der Weltwirtschaftskrise 1929 das Überleben der Papierfabrik sicher stellen, u.a. durch Verkauf von Obstkistenpapier in die Oase Siwa/Libyen. Wilhelm Ziegler, im Dorf Ebertsheim bis zu seinem Tod als „Herr Hauptmann“ angesprochen, hatte die Geschäftsfüh­rung bis 1959 inne. Unter seiner Leitung erfolgte die Erweiterung der Produktion durch Einbau der noch heute vorhandenen Langsiebmaschine (Erbauer Fa. Voith, Heidenheim) mit einer Arbeitsbreite von 2,30 m.

 

Die Papierfabrik stellte – heute wäre das ein Zeichen für Umweltschutz – als Altpapier neue Packpapiere und Wellpappenpapiere her. Das in Ballen gepreßte Altpapier wurde von Bahnhof Ebertsheim mittels Pferdetransport zur Fabrik gefahren.

 

 

 

Nachfolger von Wilhelm Ziegler wurden 1959 Werner Ref, mit einer Mann'schen Enkelin verheiratet und Cornelie Ziegler, ebenfalls eine Enkelin von Eduard Mann, die beide bereits seit 1948 in der Papierfabrik gearbeitet hatten. Unter deren Ägide wurde u.a. das neue Kesselhaus gebaut und die Turbine erneuert, sowie die moderne Trockenhaube auf der Papiermaschine errichtet. Die Tagespro­duktion wurde auf 60 Tonnen/Tag erhöht. Außerdem wurde der neue Papiersaal gebaut. 1975 erfolgte der Verkauf an den österreichi­schen Investor Handler 129. Einige Jahre später kam es zur Insolvenz. Die Grundstücke und Gebäude wurden von der Fa. Technologie-Ökologie-Betriebe erworben 130.

 

Literatur/Urkunden:

- Jaffé: Papiermühlen im Herzogtum Zweibrücken, S. 12 (Eigenbericht der Fa. Ed. Mann und Co)

- LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I/II

- Nöth-Häuser, Christine: Ein Lebenswerk, das viel verändert. Die Technologie-Ökologie-Betriebe in Ebertsheim (Anm.: auch zu Pa­pierfabrik in Ebertsheim); in: Heimatjahrbuch 1991 Landkreis Bad Dürkheim, S. 249f.

- Ref, Eberhard: Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann und Co. Bis 1975. In: Festschrift 1250 Jahre Ebertsheim : Ebertsheim, 2015. - [7] Seiten. - Illustrationen

 

 

Anmerkungen:

1Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 3), Urkunde 1501, 28. April 768 – Reg. 277. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 124, abgerufen 30.9.2020.

2Anm.: der Name 'Holzweg' weist auf die Holzabfuhr aus dem Stumpfwald, an dem Ebertsheim und mehrere auch östlich gelegene Dörfer Holzrechte besassen (sog. Neunmärker) (s. dazu Stumpf, Manfred: Die Neunmärker. Der Stumpfwald bei Ramsen, Grünstadt 1999).

3Frey, Michael: Versuch einer geographisch-historisch-statischen Beschreibung des kgl. bayerischen Rheinkreises, 4. Bd. Speyer 1836-1837, Bd. II S. 340 (Frey: Beschreibung Rheinkreis); Toussaint, Ingo: Das Territorium der Grafen von Leiningen im Wormsgau, sein Aufbau und Verfall im Mittelalter; Sonderdruck aus Mitt. Hist. 71. Band, Speyer 1974, S. 172 (Toussaint: Territorium).

4Frey: Beschreibung Rheinkreis, Bd. II, S. 340. (wie Anm. 3)

5Toussaint: Territorium (wie Anm. 3), S. 170.

6Kuby, Alfred Hans: Die lutherischen Pfarrer der Grafschaft Leiningen-Westerburg seit der Reformation im Jahre 1560; in: Bl. f. pfälz. Kirchenge­schichte und religiöse Volkskunde 1999/2000, S. 6 ff.

7LA Speyer W1/371, 3-5.

8Weber, Friedrich Wilhelm: Die Geschichte der Mühlen und des Müllerhandwerks der Pfalz, Arbogast, Otterbach 1978, S. 271 (Weber: Mühlen und Müllerhandwerk).

9Photo bei Wahl, Karl Th.: Ebertsheim 765-1995: unser Dorf, meine Heimat; ein Heimatbuch in Text, Bildern und Dokumenten, Worms-Heppen­heim 1996, S. 81 (Wahl: Ebertsheim).

10Photo bei Wahl: Ebertsheim, S. 81 (wie Anm. 9)

11LA Speyer W1/371, 3-5.

12Wahl: Ebertsheim S. 111-12 (wie Anm. 9).

13Repertorium Knoch LA Speyer Best.X53 Nr. 10, Teil Protocolla judiscialia Neuleiningen, Orig. FLA Amorbach, Arbeiten Knochs.

14Knoch, Johann Ludwig: 1712 St. Goar - 1808; Sohn des Kantors der reformierten Kirche in St. Goar Johann Conrad Knoch und der Anna Constan­tia von Ixen; Heimatforscher und leiningischer Chronist. Seine Kindheit und Jugend liegen weitgehend im Dunkeln. In der Marburger Universitäts­matrikel ist Koch 1733 genannt. 1740 wird er als Rechtsgelehrter beider Rechte (Iuris utriusque consultus) und Mathematiker genannt. Seine erste Stelle trat Knoch als Schreiber und Archivar bei dem Grafen Casimir von Sayn-Wittgenstein in Wittgenstein an. Von 1736-1754 stand Knoch als Ar­chivar in Diensten des Grafen Friedrich Wilhelm I. zu Solms-Braunfels in Braunfels/Lahn. Es folgte ab 1.7.1754 die Berufung zum Archivrat des hochgräflich Leiningen-Westerburgischen Hauses zu Westerburg, wo er als unermüdlicher Ordner und Verzeichner der 1690 nach Westerburg ge­flüchteten Akten und Urkundenbestände wirkte. Ab 25.9.1761 war Knoch in Lippe/Westfalen, wo er als Archivar des Grafen Simon August zur Lip­pe das völlig heruntergekommene Archiv im Schloß Detmold ordnete (Bender, Wolfgang: Archivar aus Leidenschaft – Johann Ludwig Knoch ww­w.nhv-ahnenforschung.de › Quellen › Knoch, pdf,, Abruf 30.9.2020; Blankenheim, Ludwig: Johann Ludwig Knoch, dem ersten und bedeutendsten Heimatforscher in memoriam; in: Blätter für pfälz. Kirchengeschichte 25, 1958, S. 101 f; Ernst, Friedrich: Die Leiningen-Westerburgische Haus­chronik des Johann Ludwig Knoch; in: Neue Leininger Blätter 1930, S. 68 f.; Feßmeyer, Hans: Johann Ludwig Knoch, der verdienstvolle Ge­schichtsschreiber der ehemaligen in der Pfalz gelegenen Grafschaft Leiningen - Westerburg im 18. Jahrhundert; in: Neue Leininger Blätter Jahrgang 1932, S. 33).

 

Toussaint vermerkt zum Knoch'schen Repertorium (Toussaint, Ingo: Die Grafen von Leiningen. Studie zur leiningischen Genealogie und Territorial­geschichte bis zu Teilung von 1317/17 [Sigmaringen 1982], S. 14): „Die Schrift Knochs (Knoch Johann Ludwig, Kurze Beschreibung der Herr­schaft Westerburg. 1754) ist speziell der leiningisch-westerburgischen Linie zugewandt und vornehmlich vom rechtshistorischen Standpunkt aus ge­schrieben. Die überwiegend aus archivalischen Quellen geschöpften Erkenntnisse Knochs sind jedoch von späteren Bearbeitern der leiningischen Hausgeschichte ungeprüft weitervermittelt und dabei als eigene Forschungsergebnisse ausgegeben worden. Die Auswahl der Knoch angeschnittenen Themenkreise zeigt, daß seine Beschäftigung mit der Materie, zumindest ursprünglich, juristischer Natur war. Sein Werk ist gewissermaßen eine Fortsetzung der bis 1749 gedruckt erschienenen leiningischen Prozeßschriften oder doch der parteiliche Versuch der Gesamtbewertung der Argu­mente, die in den seit 1616 verfaßten Schriften vorgetragen waren“.

15LA Speyer Best.X53 Nr. 10, Orig. FLA Amorbach, Arbeiten Knochs.

16Anm.: in Quirnheim-Tal östlich von Ebertsheim gelegen, ca. 500 m bachabwärts der Untermühle Ebertsheim.

17LA Speyer Best.X53 Nr. 10: „Knoch, Repert. Teil VII Mertesheim; Orig. FLA Amorbach, Arbeiten Knochs.

18LA Speyer Best.X53 Nr. 10: „Knoch, Repert. Teil VII Mertesheim; Orig. FLA Amorbach, Arbeiten Knochs.

19LA Speyer Best. F6 Nr. 121, luth. KB Kerzenheim, n.p., Bild 104.

20Einträge im luth. KB Ebertsheim 1.

21luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 10: als Pate genannt im Taufeintrag der Maria Elisabeth Limburger vom 24.10.1702.

22Jung, Rudi: Familienbuch Baumholder 1679-1798, Bonn 1992, Teil I Evangelische Kirche Baumholder mit Filialen, S. 192. Anm.: auf eine Her­kunft aus der Nordwestpfalz deutet die bei der Taufe des Johann Peter Krieger v. 13.10.1706 im luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 13 genannte Patin „Anna Magdalena Kriegerin aus Pestel auf dem Westrich“. Ein weiterer Pate mit Bezug auf die Nordwestpfalz war der bei der Taufe des Johann Georg Krieger am 3.4.1709 im luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 14 als Taufpate genannte „Johann Georg Krieger von Cußel auf dem Westrich“.

23luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 10, Taufeintrag vom 24.10.1702.

24luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 13, Taufeintrag Johann Martin Krieger vom 10.10.1706.

25luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 13, Taufeintrag vom 13.10.1706; Anm.: Patin war „Anna Magdalena Kriegerin aus Pestel auf dem Westrich“.

26Einträge gem. luth. KB Ebertsheim 1.

27LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, Fol.1.

28luth. KB Ebertsheim, 1, n.p., Bild 11, Taufeintrag vom 20.3.1711.

29Anm.: bei der Taufe der Maria Barbara Bendinger am 13.4.1716 wird als Patin genannt „Maria Ursula Dingerin von Usingen“ u. „Anna Barbara, Martin Bendingers [,] Müllers zu Beyenbach im Idsteinischen“ [Anm.: das heutige Beuerbach bei Bad Camberg]. Der genannte Martin Bendinger war wohl Sohn des aus Esch [Anm.: heute OT von 65529 Waldems, östlich von Idstein] stammenden Johannes Bendinger, der 1689 die neue Mahlmühle in Beuerbach bei Bad Camberg, anstelle der früheren, 1634 als Ölmühle errichteten Untermühle, später auch als Neumühle oder Bendingers Mühle benannt, erbaute .

30Einträge im luth. KB Ebertsheim 1.

31luth. KB Ebertsheim 1, S. 106, Bild 62.

32luth. KB Ebertsheim 1, n.p., Bild 8, Taufeintrag vom 16.11.1698.

33Einträge im luth. KB Ebertsheim 1.

34luth. KB Ebertsheim, Taufeintrag vom 5.10.1730, Bl. 42 als Patin genannt „Anna Sybilla, weyland Jonas Weygandts, geweßenen Müllermeisters zu Asselnheim nachgelaßene Wittib“

35luth. KB Ebertsheim 1, S. 53, Bild 34.

36Einträge im luth. KB Ebertsheim 1.

37LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 2-6.

38luth. KB Ebertsheim 1, S. 30, Bild 23.

39LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, Fol. 2-6.

40LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 53 ff..

41LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol.54/54r.

42LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 35.

43LA Speyer Best. D2 Nr. 720 II fol. 812-13.

44Ilgen, Johannes: 19.8.1746 in Heuchelheim bei Frankenthal - † 5.9.1795 in Heidelberg (Fries, Peter E.: Zeitenwende. Das Leben des Hof- und Con­sistorialrats der Grafen von Leiningen-Westerburg in Grünstadt Johann Casimir Fries 1739-1801, Binningen, Selbstverlag 1985 [Belegexemplar im Landesarchiv Speyer C 3917], S. 206) (Fries Zeitenwende); um 1766 gräflich-leiningisch-westerburgischer Canzlei-Actuar in Grünstadt (LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 66r), 1782 leiningisch-westerburgischer Kammerrat in Grünstadt (Fries: Zeitenwende, S. 34); Sohn von Johann Moritz Ilgen und Maria Margaretha Ackermann. 4xUrgroßvater von Eberhard Ref. ∞ 1780 mit Maria Margaretha Fries; aus der Ehe gingen die drei Söhne Heinrich Paul Ilgen (geb. 1799), Friedrich Heinrich Wilhelm Ilgen (geb. 1781) und Ludwig Christian Ilgen (geb. 1784) hervor (Fries: Zeitenwende, S. 221) und die Tochter Katharina Friederike Ilgen (1788 Grünstadt - 1847; verh. mit Karl Ludwig Glaser).

Während der Revolutionskriege mußte Ilgen als hoher Verwaltungsbeamter der Grafschaft Leiningen-Westerburg mit Frau und Sohn 1794 vor den Franzosen ins kurpfälzische Heidelberg fliehen, wo er in der Emigration starb (zu den katastrophalen Lebensbedingungen der Emigranten: Martin, Michael: “Revolution in der Provinz. Die Auswirkungen der Französischen Revolution in Landau und in der Südpfalz bis 1795”. Neustadt/Weinstr. 2001, S. 116 ff.). Seine Frau und sein Sohn kehrten 1796 nach Beruhigung der Kriegslage nach Grünstadt zurück (Ernst, Friedrich: Bericht des Rek­tors Matthiä über das Grünstadter Gymnasium im Strudel der Revolution 1793 bis 1796; Neue Leininger Briefe 1927 S. 31 und Zink, Albert: Emi­granten aus der Grafschaft Leiningen-Westerburg in der französischen Revolutionszeit; Neue Leininger Briefe 1932, S. 43). Fries starb am 5.11.1795 auf der Flucht in Heidelberg (Fries: Zeitenwende, S. 206).

Ilgen ist Verfasser von mehreren Urkunden im LA Speyer. Am 24.1.1770 erstellte der „Actuar Joh: Ilgen“ einen „Status pratensionis“ über die bei­den Mühlen in Ebertsheim des St. Guido-Stifts zu Speyer, die 1745 von dem Müller Johannes Weygand gekauft worden waren (LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 9-17).

45LA Speyer Best.D2 Nr. 720 I fol. 59.

46LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 66r.

47LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 89.

48LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 129-130.

49LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 116.

50LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 157.

51Wahl: Ebertsheim, S. 113 (wie Anm. 9).

52LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, Bl. 158

53LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, Bl. 356.

54Anm.: aus der Müllerfamilie Gebels / Goebels; Familienmitglieder erscheinen als Müller auf der Bruchmühle Quirnheim-Tal, auf der Großen Schneewoogsmühle Hertlingshausen und der Diemersteiner Mühle. Sie waren Mennoniten, verschwägert u.a. mit den Familien Eichelberger, Eymann, Krehbiel, Jotter, Würtz u.a.

55LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, Bl. 450.

56Anm.: die Angehörigen der Müllerdynastie Gebels oder Goebels waren Müller in Diemerstein (Diemersteiner Mühle), Hertlingshausen (Große Schneewoogsmühle), Quirnheim-Tal (Bruchmühle), Schauerberg (Weihermühle).

57LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, Bl. 550.

58Hohenemser, Hirsch Levy: 1771 – 1838; jüdischer Bankier aus Mannheim. Inhaber des Bankhauses Hohenemser in Mannheim. Hohenemser grün­dete 1790 die, neben dem Bankhaus Ladenburg, zweite bedeutende Bank in Mannheim. Die vor allem im Eisenbahnbau engagierte Privatbank Ho­henemser fusionierte 1919 mit der Rheinischen Creditbank, die ihrerseits 1929 im Zusammenschluß mit mehreren anderen deutschen Großbanken zur Deutschen Bank fusionierte.

59Moré, Philipp Nikolaus: 5.1.1772 Mutterstadt - † 18.12.1842 Grünstadt; Notar in Mutterstadt und später in Grünstadt; Sohn des Pfarrers Carl Wil­helm Moré und der Amalie Eleonore Hermanni (Tochter von Wilhelm Ludwig Hermanni und Elisabeth Charlotte Müller) (Seelinger, Winfried: Fa­milien in Dannstadt und Schauernheim 1480 bis 1880, Ortsgemeinde Hochdorf-Assenheim 1994, S. 470 Nr. 1950); Bruder des Pfarrers Karl Wil­helm Moré (Seelinger: Familien in Dannstadt und Schauern­heim, S. 470 Nr. 1950, 1951). Notar in Mutterstadt (1798-99) und anschließend in Grün­stadt.

∞ mit NN.; Vater des Friedrich Hermann Moré (Beteiligung am Sturm auf die Frankfurter Hauptwache 1833, zusammen mit dem Grünstadter Friedensrichtersohn und späteren Art in Sissach/Schweiz Dr. Franz Eduard Fries verurteilt zu lebenslanger Haft und inhaftiert) (Lampert, Walter: 1100 Jahre Grünstadt. Ein Heimatbuch. Grün­stadt, Stadtverwaltung 1975 [Lampert: Grünstadt], S. 377, 380; s. auch Ref, Eberhard: Revoluzzer“ und „Adelsknechte“: die Vor- und Nachfahren des leiningischen Hofrats Johann Casimir Fries aus Grünstadt oder: Goethes revolutionäre Grünstadter Verwandte; in: Pfälzisch-Rheinische Familienkunde 68. Jahrgang, 2019, Band XIX, Heft 4, S. 175-195).

60LA Speyer Best. K16, Notariatsakten Grünstadt, Nr. 214 vom 1.5.1811; LA Speyer Best. L 56 fol. 432. Die gegenteiligen Angaben bei Wahl: Ebertsheim, S. 113 (wie Anm. 9) sind unzutreffend. Dort heißt es: Schworm kaufte 1810 die Obermühle in Ebertsheim von Leonhard Schwebel.

61LA Speyer Best. L56, Nr. 154, Bl. 432.

62LA Speyer Best. U35 Nr. 6 Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842, fol. 214.

63ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 75.

64ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 25, Angabe im Heiratseintrag v. 2.7.1857.

65Anm.: im ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 25 bezeichnet als 'Albisheim a.d. Eis'; heute Ortsteil von Obrigheim/Eis.

66ev. KB Mühlheim a,a, Eis 7, n.p., Bild 110.

67ev. KB Mühlheim a,a, Eis 7, n.p., Bild 109.

68ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 25.

69Eilbote Landau Nr. 73 vom 17.9.1857, S. 464-465.

70LA Speyer Best. U35 Nr. 6 Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842, fol.226.

71ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 144.

72Wahl: Ebertsheim, S. 113 (wie Anm. 9)

73Photo bei Wahl: Ebertsheim, S. 135 (wie Anm. 9).

74LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim1773-1806, S. 200-201.

75LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 2-6.

76Wahl: Ebertsheim, S. 113 (wie Anm. 9).

77LA Speyer W1/371, 3-5.

78LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 1ff., Best. D2 Nr. 720 II, fol. 772.

79LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 2-6.

80LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 2-6.

81LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 53.

82LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol.54/54r.

83luth. KB Ebertsheim 1, S. 121, Bild 69.

84LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 45: „Vormalig Valentin Weigandische Wittib und nunmehrige Johann Adam Bogische Ehefrau“.

85luth KB Ebertsheim, Copulationseintrag vom 2. Advent 1756.

86LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 10, 11.

87s. Anm. 44.

88LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 10.

89LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 45.

90LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 56r.

91LA Speyer Best.D2 Nr. 720 I fol. 59.

92LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 62.

93Anm.: am 22.6.1788 verheiratet sich in Ebertsheim der Witwer und Bäckermeister Georg Frankfurter m. Dorothea Sibilla Henriette Trott, der Tochter des † Schulmeisters in Tiefenthal Adam Trott (luth. KB Ebertsheim 1, S. 293 Bild 116).

94LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim I 1773-1806, S. 200-201.

95LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I fol. 10.

96LA Speyer Best. D2 Nr. 720 I, fol. 89.

97zum Datum LA Speyer Best. D2 Nr. 720 II, fol. 773.

98LA Speyer Best. D2 II, Bl. 855-857.

99LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim I 1773-1806, S. 333.

100luth KB Ebertsheim 1, Bl. 139, Copulationseintrag vom 13.3.1774.

101Wilhelm, Franz u. Kallbrunner, Josef: Das Siedlungswerk im Osten. Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa (München 1936), S. 183.

102LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, S. 440.

103LA Speyer Best. D 2 II fol. 854 ff.

104Verges, Johann Batist: um 1775 churfürstlicher Regierungssecretarius in Mannheim (LA Speyer, Best.F5 Nr. 632 Gerichtsbuch Mühlheim a.d. Eis, Bl. 49r, 51, 53, 55, 56, 66r, 71, 86, 87, 91, 99); um 1778 „Kriegsrat“ (LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim 1773-1806, S. 440); 1790 als kurpfälzisch wirklicher Hofkriegsrat in den Adelsstand erhoben (GLA Karlsruhe Best. 72 Nr. 1196).

105Brand, Ludwig: gräflich-leiningisch-westenburg. Hofrat vor 1775-1793 in Grünstadt; Gegner des altleiningischen Hofrats Johann Casimir Fries (Anm.: zu diesem s. Ref, Eberhard: „Revoluzzer“ und „Adelsknechte“: die Vor- und Nachfahren des leiningischen Hofrats Johann Casimir Fries aus Grünstadt oder: Goethes revolutionäre Grün­stadter Verwandte; in: PRFK 2019, S. 175-195). Fries (Fries: Zeitenwende: S. 37 [wie Anm. 44]) schil­dert seinen "Feind" als: "derber, ungeschlachter Koloss, herrsch­süchtig und anmaßend, rechthaberisch bis zum Mißbrauch seiner Kompetenzen. Er ist primitiv und sein Wissen bescheiden. ... Unfähigkeit übertüncht er mit unver­schämter Grobheit. Der regierenden Gräfin trat er mit respektlosem Hohn gegenüber, während er unserem Landesherrn mit schmeichlerischer Unterwürfigkeit begegnet". Brand wurden grober Mißbrauch seiner Amts­stellung bis hin zur Beteiligung an Erpressung, Wucher sowie Veruntreuung vorgeworfen; die regierende Gräfin beauftragte Hofrat Fries 1773 eine Anklageschrift gegen Brand vor dem kaiserlichen Administrator der damals verschuldeten und unter kaiserliche Aufsicht gestellten Grafschaft zu verfassen (Fries, Zeitenwende, S. 40 ff [wie Anm. 44]). Brand der 1793 die Regierung der Grafschaft Leiningen-Westerburg führte (Anm.: im jährli­chen Wechsel der Grafschaften Leinigen-Westerburg-Neuleiningen und Leiningen-Weterburg-Altleiningen) führte, riet nach Ausbruch der franz. Revolution, der Beset­zung Grünstadts und der Verhaftung der Grafen durch franz. Revolutionstruppen, den Reueid auf die franz. Republik abzule­gen (Fries, Zeitenwen­de, S. 78-79 [wie Anm. 44]). Brand wurde nach dem Umstürzen des Freiheitsbaums in Grünstadt 1798 als einer der Rädels­führer deportiert (Kell, Eva: Das Fürstentum Leiningen. Umbruchserfahrungen einer Adelsherrschaft zur Zeit der Französischen Revolution Kai­serslautern. Inst. für Pfälzi­sche Geschichte und Volkskunde, 1993, S. 373 Anm. 528 [Kell: Fürstentum Leinin­gen]). Er wurde wegen seines harten rechtswidrigen Vorgehens gegen die Grünstadter Revolutionäre Jacobi, Gräser und Kugelmann in einem Prozeß vor dem Reichskam­mergericht, der am 25.11.1793 begann, zur Zahlung einer Buße von 2000 Gulden verurteilt und mußte das rechtswidrig beschlagnahmte Vermögen der Revo­lutionäre wieder herausgeben (Fries: Zeitenwende, S. 114 [wie Anm. 44]). Brand floh vor den franz. Revolutionstruppen am 30.12.1793 mit seiner Familie zunächst nach Hof­heim, dann nach Darmstadt (Fries: Zeitenwende, S. 174-175 [wie Anm. 44]).

106Fries: Zeitenwende, S. 37 (wie Anm. 44); bei Kell: Fürstentum Leiningen, S. 373 Anm. 528 (wie Anm. 110) als Karl Brand angegeben.

107LA Speyer Best. G7 fasc. 183.

108Werner, Rudolf: Die Nationalgüter im Departement Donnersberg. Ihre Verwaltung und Veräußerung bis zur Wiederkehr der deutschen Herrschaft auf dem linken Rheinufer mit besonderer Berücksichtigung der Güter in der heutigen Pfalz; Diss., Speyer 1921, Beilage 2, S. 18, der die Mühle allerdings als „Altmühle“ aufführt.

109LA Speyer Best. G2 Sachakte 538.

110LA Speyer Best C33 Nr. 173; Weber: Mühlen und Müllerhandwerk, S.271 (wie Anm. 9).

111LA Speyer Best. L35 Nr. 6 Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842, fol. 214.

112Anm.: Wilhelm Schiffer wurde 1832 wegen Beteiligung am Hambacher Fest verurteilt (LA Speyer Best. J1 Sachakte 344; Beck, B.: "Auch eine Re­liquie"; in: Neue Leininger Blätter Jahrgang 1932, S. 41, enthält Urkunde über die Verhaftung des Müllers Jacob Schiffer aus Kleinkarlbach). In der Schiffer'schen Mühle in Kleinkarlbach (Wiesenmühle) wurden 1849 die Piken für die Revolutionstruppen angefertigt (Barbig, Fr: Aus der Geschichte Kleinkarlbachs, Leininger Geschichtsblätter 1909, S. 49). Wilhelm Schiffer wird in den Erinnerungen seines Bruders, des Grünstadter Unternehmers und Bankiers Jakob Schiffer als "großer Prozesser & Schwindler" bezeichnet (Schiffer, Jakob: Erinnerungen 1871-78, Manuskript, Gemeindearchiv Obrigheim, LA Speyer Best. U 1; mschr. übertragen von Lothar Bauer und Helga Kober; Kopie in: Bibliothek Ref Archiv 7 Abt. 7 Nr. 1), S. 14.

113ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 7, Heiratseintrag v. 23.2.1843.

114ev. KB Ebertsheim 5-6, n.p., Bild 7, Heiratseintrag v. 23.2.1843.

115Heiss, Wolfgang: Obrigheim, Grafschaft Leiningen. Ein Heimatbuch. Obrigheim Gemeindeverwaltung Auflage 1991, S. 437.

116Schiffer: Erinnerungen, S. 24 (wie Anm. 111).

117Anm.: der Autor vertrat noch in „Die Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann und Co. bis 1975“; In: Festschrift 1250 Jahre Ebertsheim : 765 – 2015 (Ebertsheim, 2015 [Ref: Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann & Co.]), die Ansicht, der Ebertsheimer Müller Jakob Schiffer sei identisch mit dem Grünstadter Bankier Jakob Schiffer.

Dieser Bankier Schiffer ist der jüngere Bruder des Müllers in Klein­karlbach Wilhelm Schiffer. Jakob Schiffer heiratete am 19.12.1849 in erster Ehe Anna Maria Stein (im Heiratseintrag wird er genannt: 39 J., 9 M. alt, ledig, Gutsbesitzer, wohnhaft zu Albsheim). Schiffer war Schwager des Friedrich Mann (die Schwester der Schiffer'schen Ehefrau war mit Friedrich Mann aus Lautersheim verheiratet (Schiffer: Erinnerungen, S. 9 (wie Anm. 111) und „Schwippschwager“ von Philipp Leonhard Mann (Ururgroßvater des Autors; zu diesem s. Anm. 121). Diese Verwandtschaft wird Grund für die geschäftliche Verbindung des Müllers Jakob Schiffer und des Bankiers Jakob Schiffer mit Philipp Leonhard Mann gewesen sein. Schiffer hatte 1839 die Heckmühle zwischen Laumersheim und Großkarlbach von der 50jährigen Katharina Margarethe Fitting, geb. Webel, Witwe des 1829 verstorbenen Philipp I. Fitting gekauft (Schiffer: Erinnerungen, S. 15 [wie Anm. 111]; Martin, Michael: Großkarlbach, Dorf der Mühlen; in: Heimatjahrbuch Bad Dürkheim 1988, S. 53). Die Witwe Fitting machte dem damals 28jährigen Schiffer "schöne Augen", Schiffer ließ sich jedoch nicht "bezirzen", was die Beziehung zu der weiterhin auf der Mühle lebenden Witwe merklich abkühlte, und Schiffer "in eine sehr mißliche Lage" brachte (Schiffer: Erinnerungen, S. 15 [wie Anm. 111]). Schif­fer betrieb die Heckmühle bis 1843. 1842 erkrankte er schwer und wurde von Dr. Friedrich Christian Fries aus Grünstadt behandelt (Schiffer: Erinnerungen, S. 18 [wie Anm. 111]). Schiffer verkaufte 1843 die Heckmühle an Philipp Hermann Wedel, in der Annahme, vom Verkaufserlös der wasser- und leistungsschwachen Heckmühle die Schloßmühle in Heidesheim erwerben zu können (Schiffer: Erinnerungen, S. 18 [wie Anm. 111]). 1848 schloß Schiffer sich den "Freiheitskämpfern" in Grünstadt an, wurde Vorsitzender des Demokratischen Vereins und besuchte mehrfach der Parlament in der Frankfurter Paulskirche (Schiffer: Erinnerungen, S. 23 [wie Anm. 111]). 1849 bei Einmarsch der preußischen Truppen in die Pfalz beteiligte er sich jedoch nicht am Widerstand. Am 19.12.1850 verheiratete sich Schiffer nach dem Tod der ers­ten Ehefrau erneut mit Elisabeth Bernhard aus Kerzenheim, die 20 Morgen Feld in die Ehe brachte. In der Folge betrieb Schiffer Landwirtschaft mit Schnapsbrennerei (Schiffer: Erinnerungen, S. 24 [wie Anm. 111]) und übernahm Ein- und Verkauf der Schiffer'schen Mühle in (Obrigheim-)Albsheim, an der mit seinem Bruder im Erbgang beteiligt war. Nach dem Tod seines Bruders Wilhelm Schiffer 1866 führte er die Mühle in Albsheim bis zur Volljährigkeit seines Neffen, der ebenfalls Wilhelm Schiffer hieß, bis Ende 1868 fort. Den Verdienst aus der in eine Kunstmühle umgebauten Mühle sowie die Gewinne aus der sehr gut laufenden Ökono­mie (Landwirtschaft) legte er in Staatspapieren an.

Er muß hierdurch wohlhabend geworden sein, denn er gründete in den 1860er Jahren das Bankhaus Becker, Rohsèe und Schiffer in Grünstadt (Schiffer: Erinnerungen, S. 2 [wie Anm. 111: das Datum ist in den "Erinnerungen"unleserlich]), das aufgrund von Streitigkeiten wieder aufgelöst wurde; 1868 kam es zusammen mit Christian Rei­bold und Philipp Leonhard Mann zur Gründung der Schiffer'schen Bank (später BayernHypo) in Grünstadt. Schiffer erwähnt, daß er mit Ph. L. Mann "manche Kämpfe" geführt habe (Jakob Schiffer: Erinnerungen, S. 30 [wie Anm. 111]), die Geschäfte sind "ziemlich zufrieden" verlaufen. Zu den Auseinandersetzungen mit Philipp Leon­hard Mann kam es wohl, weil dieser seinen mittellosen Schwager Jacob Emmerich als Buchhalter und Kassierer einstellte und "mit aller Gewalt demselben Procura su­chte zu verschaffen" (Jakob Schiffer: Erinnerungen, S. 38 [wie Anm. 111]). 1877 erlitt das Bankhaus schwere Verluste von 150000 Mark, die mit Kreditvergaben durch Emmerich an den "Spitzbub" Martinstein in Zusammenhang stehen (Jakob Schiffer: Erinnerungen, S. 38 [wie Anm. 111]).

Schiffer betrieb außerdem seit 1863 zusammen mit dem Bruder seiner Frau eine wirtschaftlich sehr gut gehende "Sand- und Erdgrä­berei" (Klebsandgruben, Tonerdegru­ben und Schamotteindustrie bestehen noch heute) in Eisenberg; mit diesem Schwager, den Schif­fer nur als "Räuber" bezeichnet, kam es zu harten Auseinandersetzungen und Prozessen (Schiffer: Erinnerungen, a.a.O., S. 31 [wie Anm. 111]); die Firma wurde deshalb nach dem Tod des weiteren Teilhabers Hartenbach 1868 aufgelöst. 1879 gründete Schiffer zusammen mit dem 1849 in Grünstadt geborenen Ingenieur Friedrich Kircher (23.9.1849 Grünstadt - † 26.4.1933 Grünstadt; Ingenieur, Kommerzienrat, langjähriger Stadtrat, erster Kommandant der Frei­willigen Feuerwehr; ∞ m. Pauline Margarethe Mann [geb. 23.3.1858 in Grünstadt, Tochter von Philipp Leonhard Mann und Marie Louise Ilgen; Schwester von Eduard Mann). Kircher wurde im Krieg 1870/71 als Leutnant in der Schlacht von Weißenburg schwer verwundet (Lampert: Grünstadt [wie Anm. 59], S. 142, 379) die Firma "Schiffer & Kircher" als OHG für Sandwäscherei und Kao­linschlämme mit Sitz in der Schloßmühle in (Obrigheim-)Heidesheim, die ab 1888 Gelände in Eisenberg kaufte. Die Firma Schiffer & Kircher nahm in der Zwischenzeit versuchs­weise die Gliemannn'sche Mühle zwischen Mertesheim und Asselheim in Betrieb und 1894 in Eisenberg eine Fabrik, die bis ca. 1970 bestand und 1926 30 Angestellte und 650 Arbeiter in mehreren Werken beschäftigte (später Fa. Didier) (Graf, Hermann: Eisenberg: Geschichte einer Stadt, 2. überarbeitete Auflage, Eisenberg 1988, S. 280-282.). Die mangelnde soziale und sicherheitstechnische Ausstattung im Bergbau, auch bei Schiffer & Kircher führte zu vielen schweren Un­fällen und Not und in der Folge zur Gründung der SPD in Eisenberg am 1.4.1902 (Wohnsiedler, Richard: Für Demokratie, gegen jede Diktatur. Ereignisse aus 100 Jahren SPD in Eisenberg; in Heimatjahrbuch Donnersberg 2003, S. 27-31).

118Urkunde abgedruckt bei Wahl: Ebertsheim, S. 228 (wie Anm. 9).

119LA Speyer Best. L35 Nr. 6 Besitzstands- und Steuer-Musterrolle der Gemeinde Ebertsheim 1842, fol. 214.

120LA Speyer Best. L35 Nr. 5 Beedbuch Ebertsheim I 1773-1806, S. 378.

121Wahl: Ebertsheim, S. 127 (wie Anm. 9)

122s. hierzu: Ref, Eberhard: Pfälzisches Mühlenlexikon, Internetsammlung, Stichwort Mühlorte, Quirnheim-Tal.

123Mann, Philipp Leonhard: 1.7.1819 Lautersheim - † 6.9.1876 Würzburg; Kaufmann, Adjunkt (Beigeordneter von Grünstadt), Landtagsabgeordne­ter im Landtag in Mün­chen; Sohn von Georg Heinrich Mann und Maria Philippine Böll. 2xUrgroßvater des Autors. Rufname Leonhard; benannt nach seinem Großvater Philipp Leonhard Böll. Eheschließung am 5.8.1850 in Grünstadt mit Marie Louise Ilgen (13.6.1829 in Grünstadt - † 31.3.1891 in Heidelberg; Tochter d, Apothekers Ludwig Christian Ilgen und Johanna Maria Kissel; Enkelin des Johannes Ilgen [s. Anm. 44]) aus Grünstadt; Ehevertrag vor dem Notar Rauh in Grünstadt vom 26.7.1850 (Original beim Autor, Ar­chiv 7 Unterlagen Mann Nr. 1; Urschrift im LA Speyer, Notariatsakten Grünstadt) enthält folgende Regelungen: "Es soll nur eine Gemeinschaft der Errungenschaft .... statt­finden. Alles gegenwärtige und zukünftige Mobiliar­vermögen ..., ferner alle gegenwärtigen und zukünftigen Schulden bleiben von der Gütergemeinschaft ausgeschlossen und letztere dem Teil zur Last, der sie eingebracht hat." Die Aussteuer der Maria Louise Ilgen ist im Vertrag im einzelnen aufgeführt; sie brachte an barem Geld 3229 Gulden in die Ehe ein, während Ph. L. Mann ein Ver­mögensverzeichnis vorgelegt hatte mit einem Überschuß von 5789 sowie eine Ausstattung von seinem Eltern von 500 Gulden, zu­sammen 6289 Gulden."

Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor: Heinrich Maria Mann; Ludwig Christian Mann; Carl Traugott Mann, Eduard Moritz Mann, Pauline Margarethe Mann verh. Kircher; Wilhelm Leonhard Mann, Johanna Maria Luise Mann verh. Gilmain, Jakob Mann und Friedrich Mann (Handbuch des Georg Heinrich Mann mit handschriftlichen Ergänzungen von Ph. L. Mann und Eduard Mann, Kopie im Besitz des Autors).

Ph. L. Mann verzichtete als ältester Sohn auf die Übernahme des „Großen Hofes“ in Lautersheim, der dann von seinem jüngsten Bruder Friedrich Mann übernommen wurde; die Gründe sind nicht überliefert; Fink (Fink, August: Geschichte der Familie Mann, Wolfenbüttel 1961, überarbeitet von Albrecht Stein, Obernkirchen 2006, unveröffentlichtes Manuskript im Besitz des Autors, S. 18) nimmt eine Krankheit als Grund an: Ph. L. Mann war als junger Mann schwer erkrankt und hatte seine Gesundheit erst 1844 im Alter von 25 Jahren durch eine Kur in Bad Ems zurückgewonnen.

Ph. L. Mann absolvierte 9.6.1832 bis 9.6.1836 bei Ludwig Bender (Handelsmann in Kirchheimbolanden) eine Lehre als Kaufmann ("Lehr Contract" beim Autor, Archiv 7 Unterlagen Mann Nr. 4), und arbeitete anschließend noch bis zum 31.12.1836 bei Bender als Handlungsgehilfe (vgl. Dienstzeugnis vom 11.2.1837 im Besitz des Autors, Archiv 7 Unterlagen Mann Nr. 4a). Er absolvierte seinen Militärdienst als „Einjährig Freiwilliger“ in Leiningischen Cheveauleger Regiment (Anm.: leichte Kavallerie) und wurde nach den damaligen Dienstvorschriften, welche die vorzeitige Entlassung wohlhabender Bürger ermöglichte, nach Gestellung des Ersatzmanns Anton Pedel, nach einmonatiger Dienstzeit vorzeitig entlassen (Entlassungsurkunde im Besitz des Autors).

Ph. L. Mann war beruflich sehr erfolgreich und geschäftstüchtig; er errichtete am 17.10.1848 am Markt in Grünstadt ein Manufakturgeschäft (Eröff­nungsanzeige des "Specerey- und Ellenwaren-Geschäft in: Wochenblatt für Kirchheimbolanden Ausgabe Grünstadt vom 1.11.1845 im Besitz des Autors, Archiv 7 Nr. 18). Das Geschäft war im ehemaligen Kuhnschen Haus am Schillerplatz gelegen (später Anwesen Radio-Heilig; Photo aus 1920er Jahren bei Lampert, Walter: Grünstadt in alten Bildern, Grünstadt Stadtverwaltung 1978, S. 63; ebd. auch Ablichtung einer Werbeanzeige des von seinem Sohn Carl Traugott Mann betriebenen Geschäfts aus dem Jahre 1899; ebd. Werbeanzeige für "Tricot-Taillen" von 1886, S. 39). Ph. L. Mann war zu­sammen mit Jakob Schiffer (s. Anm. 116) Mitinhaber der Firmen Schiffer u. Mann (Papier- und Kartoffelmehlfabrik) in Ebertsheim (die Kartoffelmehlproduktion wurde 1874 wegen Unrentabilität aufgegeben. Nach dem Tod des aus Lautersheim stammenden Jacob Schiffer 1869 wurde Ph. L. Mann infolge Steigbrief vom 30.9.1869 Alleineigentümer der Papiermühle Schiffer in Ebertsheim.

Ph. L. Mann war Mitgründer der Volksbank Grünstadt; zusammen mit Simon Schäffer u. 1877 Gründer des Verschönerungsvereins Grünstadt, der sich für die Anlage des Stadtparks Grünstadt engagierte (Pollichia-Kurier Sept. 1989; Archiv Ref Archiv 7 Unterlagen Mann Nr. 14). Mitgründer und Mitinhaber der Gasbereitungsgesellschaft Grünstadt (zusammen mit dem Gutsbesitzer Wilhelm Seltsam und der Rentnerin Elise Seltsam; zur Geschichte des Gaswerks und der Einführung einer Stadtbeleuchtung in Grünstadt (Lampert: Grünstadt [wie Anm. 59], S. 341 f.; sowie "Die Rheinpfalz v. ?.01.1993; im Besitz des Autors, Archiv 2]); Mitgründer des 1875 gegründeten Gewerbevereins (Lampert: Grünstadt [wie Anm. 59], S. 380). Ph. L. Mann hatte wesentlichen Anteil am Eisenbahnanschluss Grünstadts (Nordpfälzisches Wochenblatt v. 8.5.1869; im Besitz des Autors, Archiv 7 Nr. 17). Ein Gedicht von Philipp Leonhard Mann würdigt die Eröffnung der Bahnstrecke am 9. September 1873 (im Besitz des Autors, Archiv 7 Unterlagen Familie Mann Nr. 20).

Ph. L. Mann war auch politisch stark engagiert. Das Nordpfälzische Wochenblatt v. 8.5.1869 enthält im Blick auf die bevorstehenden Wahlen zum bayrischen Landtag einen Aufruf der Fortschrittspartei zur Wahl des Philipp Leonhard Mann als Kandidaten für den bayrischen Landtag im Wahlbezirk Speyer-Frankenthal auf der bevorstehenden Wahlversammlung (Nordpfälzisches Wochenblatt v. 8.5.1869; im Besitz des Autors, Archiv 7 Nr. 17): ".... denn nicht nur unser Wahlbezirk, sondern die ganze Pfalz könnte sich zur Wahl des Herrn Mann Glück wünschen." (ebd.). Ein Gedicht Ph. L. M. über den Einzug des neugewählten bayrischen Landtags wurde veröffentlicht unter dem Titel: "Die Lage am 29. September 1869 abends" (im Besitz des Autors, Archiv 7 Unterlagen Familie Mann Nr. 19).

Ph. L. Mann war seit 1858 Mitglied des Stadtrats von Grünstadt und seit 1872 zweiter Adjunkt (Beigeordneter) der Stadt Grünstadt. Er schied 1874 aus dem Stadtrat aus (Bericht hierüber in Grünstadter Anzeiger Nr. 138/1974): Ein Leserbrief, der sich bedauernd über das Ausscheiden aus dem Stadtrat (wohl aufgrund einer Wahlniederlage) äußert befindet sich im Grünstadter Anzeiger Nr. 140/1874 vom 25.11.1874 (Kopie in Archiv Ref 7 Unterlagen , Mann Nr. 16). Hintergrund des Ausscheidens waren möglicherweise Vorwürfe, der Stadt Grünstadt durch vielfältige Vorhaben und Initiativen eine hohe Schuldenlast aufgebürdet zu haben. Mann war wohl in der Stadt umstritten, wie sich aus dem Schlusswort des Leserbriefs ergibt: "Mit diesem Wunsche auf dem Herzen rufen wir ihm zu: Viel Feind, viel Ehr".

Philipp Leonhard Mann war ein liberaler, national gesinnter Mann; seine politischen Auffassungen entsprachen der Gesinnung, die nach der Revolution 1848/49 das aufstrebende Bürgertum und dessen neues Selbstbewusstsein widerspiegeln. Seine Zeit war gekennzeichnet durch das "deutliche Abrücken der Mehrheit des liberalen Bürgertums von seinem »Heroenzeitalter«, vom revolutionären Impetus der ersten Hälfte des 19. Jh.. Diese nicht zuletzt durch die Bismarck'sche Reichsgründung bewirkte Entwicklung des Liberalismus" hatte eine Rechtswendung der Nationalliberalen zur Folge (Geis, Manfred u. Nestler, Gerhard [Hrsg.]: Die pfälzische Sozialdemokratie. Beiträge zu ihrer Geschichte von den Anfängen bis 1948/49, Edenkoben 1999, S. 16). Ph. L. Mann hielt vor diesem politischen Hintergrund bei der Friedensfeier vom 2.3.1871 auf dem Schillerplatz in Grünstadt die Festrede (Lampert: Grünstadt [wie Anm. 59], S. 142; Blankenheim, Ludwig: Aus Grünstadts vergangenen Tagen, Ludwigshafen 1955, S. 51), und veröffentlichte am 21.9.1870 einen Aufruf zu einer Benefiz-Veranstaltung zur materiellen Unterstützung der in Frankreich eingesetzten Soldaten (Archiv Ref 7 Unterlagen Familie Mann Nr. 22).

Ph. L. Mann war Mitglied der Freimaurerloge Frankenthal und „Meister vom Stuhl“ der Loge in Frankenthal (Pfälz. Memorabile 1873, S. 76). Aufgrund der gegenseitigen Unterstützungspflicht der Logenbrüder übernahm Mann für einen Logenbruder aus Frankenthal eine Bürgschaft über 30000 Goldmark, die er wegen dessen Pleite auszahlen mußte. Dadurch ging erhebliches Geldvermögen verloren (s. 70 Jahre Papierfabrik Ed. Mann & Co; in: Archiv Ref 7 Unterlagen Mann Nr. 23, S. 1).

Ph. L. Mann ist auf dem Friedhof in Grünstadt beerdigt, wo sich das Grab noch heute links vom Mittelaufgang an der Mauer befindet. Er starb in Würzburg auf der Rückreise von einer Sitzung des bayerischen Landtages an einer Blinddarmentzündung. Nach dem Tod ihres Mannes veröffentlichte die „Ph. Leonh. Mann, Wittwe“ (Marie Luise Ilgen), im Grünstadter Anzeiger Nr. 153 vom 27.9.1876 eine Annonce: „Freunden und Bekannten theile ich hierdurch mit, daß durch das am 6. ds. Mts. erfolgte Ableben meines theuren Gatten Ph. Leonhard Mann, die von demselben sowohl unter seiner eigenen Firma als unter jener Schiffer & Mann betriebenen Geschäfte keine Veränderung erleiden. Ich werde dieselben vielmehr mit Hilfe meiner erwachsenen Söhne, die das von meinem verstorbenen Gatten verfolgte Princip strengster Rechtlichkeit auch ferner hochhalten werden, weiterführen und wird es mein und meiner Söhne eifriges Bestreben sein, das meinem Manne zu Lebzeiten zu Theil gewordene Vertrauen auch fernerhin zu bewahren. Mein Sohn Heinrich sowie mein Schwager Hr. Jacob Emmerich werden fortfahren, für beide Firmen per Procura zu zeichnen.“

124Vollständiges Handels-, Adreß- und Firmenbuch für die Pfalz, 1864, S. 47.

125LA Speyer Best. K16 Nr. 9634 vom 13.10.1869.

126LA Speyer Best. K16 Nr. 9634 vom 13.10.1869.

127s. hierzu auch Ref, Eberhard: Die Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann & Co. bis 1975; in: Festschrift 1250 Jahre Ebertsheim 765-2015 (Ebertsheim 2015) (Ref: Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann & Co.).

128Weber: Mühlen besonderer Art, S. 33.

129Ref: Geschichte der Papierfabrik Ed. Mann & Co. (wie Anm. 116).

130Braunbehrens, Burkhardt: 30 Jahre „Alte Papierfabrik“; in: Festschrift 1250 Jahre Ebertsheim 765-2015 (Ebertsheim 2015).

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