Tour 3: Durch die Kritsá-Schlucht ins antike Lato

 

 

spannende, mittelschwere Rundtour durch durch die wilde Kritsá-Schlucht am Rande des Katharő Tsívi zur antiken Bergfestung Lato und zurück nach Kritsá; Trittsicherheit erforderlich, an einigen Stellen Überwinden von 2 m hohen Felsstufen mittels Kletterseilen und Eisentritten; keine „Sonntagstour“; nach Verlassen der Schlucht Orientierungsvermögen unerläßlich, wiederholt irreführende oder fehlende Markierungen. Bei Regen nicht begehbar.

 

 

 

Ausgangspunkt: Bergdorf Kritsá bei Agios Nikólaos

 

 

Tourcharakter: mittelschwer

 

 

Markierung: rote Punkte und Steinmännchen, zum Schluß fehlt jede Markierung

 

 

Dauer: 4-4,5 Stunden

 

 

Höhenunterschiede: 390 m ↑, 390 m ↓

 

 

 

Tourdetails:

von Agios Nikólaos fahren wir nach Westen in Richtung Lassíthi-Ebene ins malerisch am Berghang gelegene Bergdorf Kritsá. Mit seinem hübschen Ortsbild ist Kritsá zu einem viel besuchten Vorzeige-Bergdorf geworden, wo sich im Sommer die Besucher drän­gen. Bei unserem Besuch Anfang November sind wir die fast einzigen Gäste. Der Ort wird vor allem wegen der Kirche Panhagía Kerá besucht. Bekannt wurde Kritsá auch durch den Film „Griechische Passion“, den Jules Dassin 1957 nach dem Roman des kretischen Dichters Nikos Kazantzakis mit einheimischen Darstellern drehte.

 

Die Panhagía Kerá ist eine der großartigsten byzantinischen Kirchen überhaupt. Ich habe viele byzantinische Kirchen gesehen, kenne Thessaloniki mit seinen byzantinischen Meisterwerken und fast alle Kirchen auf dem Heiligen. Berg Athos. Aber ein Besuch der Panhagía Kerá ist für mich noch immer ein „Muß“. 

 

Panhagía Kerá

 

Die Kirche ist berühmt wegen ihrer prachtvollen Fresken, den bedeutendsten auf der Insel Kreta. Die Panhagía Kerá („Gottesmutter Herrin“, von gr. Kyria) ist eine dreischiffige Basilika,dessen Mittelschiff Ende vom 13. Jh. stammt. Darüber erhebt sich ein Tambour mit einer flachen Kuppel. Das südliche Seitenschiff ist der hl. Anna, der Großmutter Jesu, gewidmet und datiert aus dem frühen 14. Jh. Das Nordschiff ist dem hl. Antonius geweiht. Sie mächtigen seitlichen Strebepfeiler wurden später angebaut. Die Fresken sind von unterschiedlicher Qualität. Die ältesten Fresken befinden sich im Mittelschiff, im Naos und im Tambour und stammen aus dem 13. Jh. Sie zeigen in der normierten Anordnung der Paläologenzeit die himmlische Hierarchie: von der höchsten göttlichen Macht des Pantokrators im Chor (Christos als Weltenherrscher, nicht wie sonst üblich in der Kuppel), über die himmlische Hierarchen bis hinunter zu den Menschen. Im südlichen Mittelschiff mehrere Felder mit unterschiedlichen Szenen, darunter der Kindermord von Bethlehem und der Abstieg Jesu in die Unterwelt.

der segnende Christos
Darstellung im Tempel
Verkündigung der Geburt Jesu an den hl. Joseph, Mt. 1, 18-21
das hl. Abendmahl
Geburt Jesu in der Höhle, nicht im Stall
der hl. Georg, der Drachentöter

 

Das Südschiff der Kirche ist mit Szenen aus dem Leben der hl. Anna ausgemalt, ergänzt mit Darstellungen der hl. Irene Kyriaki, der hl. Barbara und des Theodor Stratelates.

 

 

der hl. Theodor Stratelates

Die seltene Darstellung des hl. Theodor Stratelates ist von fast naturalistischer Expressivität. Theodor Stratelates (der Heerführer) von Euchaïta, Festtag römische Kirche 7.2., Orthodoxe Kirche 8.2. Seine Passion wird seit dem 9. Jh verehrt. Legendäre Weiterbil­dung der Passion des Theodoros Tiro von Eichaïta seit dem 9. Jh. Er stammt aus Herakleia, erlitt dort sein Martyrium (nach anderer Version in Euchaïta) unter Licinius; seine Gebeine wurden nach der Überlieferung nach Euchaïta transferiert. Zentrum seines Kultes ist Tiro in Euchaïta, von wo aus auch die Legende ausging, erstmals faßbar in der Laudatio des Niketas Paphlagon (vgl. LCI, a.a.O., Bd. 8, S. 443). 

Das nördliche Schiff ist dem hl. Antonius geweiht und u.a. ausgemalt mit Szenen der Erscheinungen Christi nach der Auferstehung. . Die Widmungsinschrift im Südschiff nennt das Dorf Kritsá und den Stifter Antonios Lameras. Das Nordschiff entstand unter Georgios Mazizanis und seiner Frau. Eine Darstellung des Stifterpaares und seiner Tochter befinden sich in der Nordwestecke des Nordschiffs. Die Westwand wird beherrscht von der Darstellung von Menschen in der Hölle. Ein Fresko zeigt den Hl. Franz von Assissi, eines der seltenen Darstellungen eines römisch-katholischen Heiligen in einer orthodoxen Kirche.

 

Die Fresken sind für einen Laien schwer verständlich und erfordern Kenntnisse der orthodoxen Malerei und Ikonographie, würdig einer Promotion. Es bleibt mir nur: Augen auf und staunen !

 

Im Dorf Kritsá sind ist zur Zeit unseres Besuchs wenig Touristen, im Kafeneion gegenüber der Dorfkirche Panhagia Odigitria (die Wegweiserin, von griech. 'odos = Weg', wegen ihrer Handhaltung; auf der Ikone der Odigitria verweise die Gottesmutter mit der Hand auf das Christuskind: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, Jo 14.6). Im Kafeneion sitzen lediglich einige Rentner, während im Garten der Kirche gegenüber der Priester in der Mittagssonne die Bäume wässert.

Wir schlendern durch das malerische Dorf, in der Hauptgasse viele Andenkenläden, die mehr oder weniger geschmackvolle Handar­beiten, Stickereien, Klöppelarbeiten etc. anbieten. Herrlich die bunten Farben der Bougainvillea. Es ist nichts los, wir sind die einzi­gen Besucher.

in der Hauptgasse in Kritsá
malerischer Winkel in Kritsá

Wir suchen den Weg durch das Dorf zum Schluchteingang und folgen der schwer verständlichen Beschreibung in unserem Wander­führer. Schließlich finden wir den Abstieg von der Hauptstraße in oberen Dorf, hinunter zu einer weiteren Kirche im Norden des Dorfs; von dort weiter hinunter zur nach Norden führenden Landstraße. Nach wenigen hundert Meter zweigt links der beschilderte Weg zur Schlucht ab: Φαραγγι Χαυζα bzw. in lesbarer Schrift Gorge of Chauga. 

Blick zum Eingang der Schlucht

Die Schlucht ist für erfahrene Wanderer mit entsprechendem Schuhwerk problemlos zu bewältigen. An einigen etwas schwieri­geren Stellen sind Eisentritte angebracht. Die Engstelle ist nur knapp 1,5 m breit zwischen den senkrechten 200 m hohen Felsen: nichts für Klaustrophoben. Die Durchquerung der Schlucht nimmt etwa 1 ½ Stunden in Anspruch und ist ein Wander­genuß. Der Pfad verläuft zwischen hoch aufragenden Felswänden, unter Tamarisken, Zy­pressen, wilden Ölbäume, Eichen. Das Farbenspiel der Felsen in verschiedenen Rot- und Grautönen, das Spiel von Licht und Schat­ten ist überwältigend. Aber Vorsicht: Steinschlaggefahr. Bei unserer Begehung im November 2014 stießen wir wiederholt auf frische Felsabbrüche. 

am Schluchteingang
auf dem Weg zum Ende der Schlucht

Nach ca 1 ½ Stunden wird das Gelände flach und die Schlucht weitet sich. Es geht weiter im Bachbett aufwärts. Vor uns der mächti­ge Katharő Tsívi, der Kritsá von der Lassíthi-Hochebene trennt. Nach einer weiteren Viertelstunde verlassen wir das Bachbett bei ei­nem verfallenen Gebäude, rechts abbiegend, durch eine Öffnung in einem Weidezaun und folgen dem Fahrweg in nordwestlicher Richtung. Es fehlt jede Markierung und wir müssen uns ganz auf unser Orientierungsvermögen verlassen. Unser Ziel, die antike Festung Lato, liegt in nordöstlicher Richtung. Wir gehen zunächst weiter in nordwestlicher Richtung, passieren ein Weidetor und biegen nach wenigen Minuten, ca. 300 hinter dem Tor rechts ab. Wir folgen dem Fahrweg durch Olivenhaine, einen Hang hinauf nordöstlicher Richtung. Über uns kreisen zwei der seltenen Bartgeier: ob sie uns schon auf den Speiseplan haben ? Bei einer Serpentine des Weges verlassen wir diesen rechts abzweigend, und gehen nun „direttissima“ durch die Olivenhaine nach Osten weiter und orientieren uns am Sonnenstand. Im Talgrund vor uns verläuft die Landstraße, die von Kritsá zum antiken Lato führt. Weiter „quer Beet“ erreichen wir die Landstraße bei der Ekklisiaki des Hl. Antonios und des Propheten Elias. 

Blick zurück, rechts unten die Kritsá-Schlucht
Blick nach Südosten
Kapelle des Hl. Antonios und des Propheten Elias

Von der Straße sind es nur noch wenige Schritte bergauf zum antiken Lato. Die Stadt ist an einem Berghang erbaut, ihr Zentrum liegt auf dem Bergsattel; frontal durch eine tiefe Schlucht geschützt. Die Stadt und Bergfestung, deren Gründung in das 8. oder 7. Jh v.Chr. fällt, ist eine dorische Stadtgründung mit Agora, Bouleuterion, Zisternen, Theater und den Resten eines Tempels. Im Gegensatz zur den offenen Städten der Minoer weisen die dorischen Gründungen, wohl bedingt durch kriegerische Zeiten, starke Mauern, Türme und Befestigungen auf. Die Stadt liegt strategisch günstig auf der Paßhöhe auf der Straße vom Hafen bei Agios Nikólaos zur Lassíthi-Hochebene. An der Engstelle der Straße, zwischen einer Schlucht und Steilhang, bestand die klassische Möglichkeit zur Straßensperre und zur Zollerhebung. 

Blick nach Nordwesten: die Festung Lato und die Paßstraße

Von Lato aus folgen wir der Straße ca. 2,5 km zurück nach Kritsá, wo wir die schöne Tour bei einem Glas Raki ausklingen lassen. Um uns herum die typischen griechischen alten Männer …..

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